5. Friedrich der Große. 25
feinen Hanf? — Er gerät hier nicht. Im kalten Klima gerät er besser.
Unsere Seiler können den russischen Hanf in Lübeck wohlfeiler kaufen
und besser, als ich ihn bauen kann. — Was sät Ihr denn dahin, wo
Ihr sonst Hanf hinsätet? — Weizen! — Warum baut Ihr aber fern
Färbekraut, keinen Krapp? — Er will nicht fort, der Boden ist nicht
gut genug. — Das sagt Ihr nur so, Ihr hättet sollen ine Probe
machen. - Das habe ich getan, allein sie ist mir fehlgeschlagen, und
als Pächter kann ich nicht viele Proben machen, denn wenn sie fehl¬
schlagen, muh doch die Pacht bezahlt sein. — Na, so bleibt bei dem
Weizen. —
Eure Untertanen müssen recht gut imstande sem. — ^a, Ew.
Majestät. Ich kann aus betn Hypothekenbuche beweisen, daß sie an
50000 Taler Kapital haben. — Das ist gut. — Ja, es ist recht gut,
Ew. Majestät, daß der Untertan Geld hat; aber er wird auch über¬
mütig; wie die hiesigen Untertanen, die mich schon siebenmal bei Ew.
Majestät verklagt haben, um vom Hofdienste frei zu sein. — Sie
werden auch wohl Ursache gehabt haben! — Sie werden gnädigst ver¬
zeihen, es ist eine Untersuchung gewesen und es ist gefunden, daß ich
die Untertanen nicht gedrückt, sondern immer recht gehabt und sie nur
zu ihrer Schuldigkeit angehalten habe. Dennoch blieb die Sache wie
sie ist: Die Bauern wurden nicht bestraft; Ew. Majestät gaben den¬
selben immer recht, und der arme Beamte muß unrecht haben! —
Ja, daß Ihr recht bekommt, mein Sohn, das glaub ich wohl! Ihr
werdet Eurem Vorgesetzten brav viel Butter, Kapaunen und Puter
schicken. — Nein, Ew. Majestät, das kann man nicht; das Getreide
gilt nichts. Wenn man für anbere Sachen nicht einen Groschen ein¬
nehme, wovon sollte mein bie Pacht bezahlen? — Wohin verkauft Ihr
Eure Butter, Kapaunen unb Puter? — Nach Berlin. — Warum nicht
nach Ruppin? — Die meisten Bürger halten Kühe, soviel als sie zu
ihrem Aufwanbe brauchen. — Was bekommt Ihr für bie Butter in
Berlin? — Vier Groschen bas Pf unb. — Aber Eure Kapaunen unb
Puter könnt Ihr boch nach Ruppin bringen? — Bei bem ganzen
Regiment (in Ruppin) sinb nur vier Stabsoffiziere, bie gebrauchen
nicht viel, unb bie Bürger leben nicht betikat; bie banken Gott, wenn
sie Schweinefleisch haben. — Ja, da habt Ihr recht! Die Berliner
essen gern etwas Delikates. Hört, ich weiß, Ihr seid ein Liebhaber
von Pferden. Geht aber davon ab unb zieht Euch Kühe dafür; Ihr
werdet Eure Rechnung besser dabei finben. — Ew. Majestät, ich handle
nicht mehr mit Pferben. Ich ziehe mir nur etliche Füllen alle Jahre.
— Zieht Euch Kälber bafür, bas ist besser! — O, Ew. Majestät,
wenn man sich Mühe gibt, ist kein Schabe bei ber Pferbezucht. Ich
kenne jemanb, ber vor zwei Jahren tausenb Taler für einen Hengst er¬
hielt. — Der ist ein Narr gewesen, ber sie gegeben hat! — Ew.
Majestät, es war ein mecklenburgischer Ebelmann. — Er ist aber boch
ein Narr gewesen. —"
Ein anberer Augenzeuge, ber als Kinb ben König auf ber Fahrt
sah, erzählt barüber: „Der König kehrte am liebsten sowohl zu Mittag
als zu Nacht auf bem Lande ein, unb zwar allemal bei ben Prebigern,