§ 2. Der Siebenjährige Krieg. 13
Augenblicke traf allerdings die Nachricht ein, daß Zar Peter von seiner
Gemahlin Katharina gestürzt sei und die neue Zarin die Truppen
abberufe; doch Friedrich überredete den russischen Befehlshaber, seine
Stellung, auch ohne am Kampf teilzunehmen, noch einige Tage inne¬
zuhalten, griff Daun bei Burkersdorf (s. v. Schweidnitz) an und Burkersdorf,
errang einen leichten Sieg, da Daun sich in der Front durch die gegen¬
überstehenden Russen bedroht fühlte. Bald darauf mußte Schweidnitz
sich ergeben, und da Prinz Heinrich auch über die mit den Öster¬
reichern vereinigten Reichstruppen bei Freiberg in Sachsen Frciverg.
einen schönen Sieg errang, während Ferdinand von Braunschweig
die Franzosen aus Hessen vertrieb, so konnte Friedrich am Schluß
dieses Jahres bei allen noch vorhandenen Schwierigkeiten doch mit
Stolz auf die Errungenschaften der preußischen Waffen zurückblicken.
Dies war von der größten Bedeutung, da die Friedensverhandlungen
zwischen Frankreich und England eben im Abschluß begriffen waren.
Die Friedensverhandlungen. Trotzdem England auch in diesem
Jahre gegen Frankreich Vorteil auf Vorteil errungen hatte, siegte
die Friedensliebe der in ihrem Handel allzusehr gestörten englischen
Großkaufleute. Jetzt endlich nahm auch Maria Theresia, da sie von
Frankreich und Rußland im Stich gelassen und ihr Staat finanziell
fast zugrunde gerichtet war, die schon lange angebotene Vermittlung
Sachsens an, und dem Pariser Frieden der Westmächte folgte im
Februar
1763: der Frieden von Hubertusburg (Lustschloß zwischen Frieden von
Leipzig und Dresden), in dem Österreich, Sachsen und Preußen Hubertusvurg.
ohne jede Besitzesschmälerung sich den status quo ante gewährleisteten.
Friedrich der Große hatte, indem er das von seinem Großvater und seinem Vater
vorbereitete Werk der Erhöhung Preußens durchführte und gegen fast ganz Europa
mit den Waffen in der Hand zu verteidigen wußte, Preußen zu dem Namen
der „Großmacht" auch die Stellung einer solchen, wenn auch unter namenlosen
Opfern, erkämpft. Daß gerade Österreich ihm auf diesem Wege mit al'en Kräften
entgegentrat, ist durchaus erklärlich: für zwei Großmächte war im Rahmen der
deutschen Reichsverfassung kein Raum; doch sollte die Lösung dieser politischen
Unmöglichkeit erst 100 Jahre später erfolgen.
§ 3. Die wichtigsten territorialen Veränderungen im Zeitalter
Friedrichs des Großen.
1. Der Kolonialkrieg zwischen England und Frankreich. Nachdem
England durch den Utrechter Frieden (s. T. V. S. 96) seine Welt¬
machtsstellung zur See im wesentlichen aus Kosten Frankreichs be¬
gründet hatte, verschärfte sich die Gegnerschaft dieser beiden Mächte
auch auf dem kolonialen Gebiete. Der tatkräftige Gouverneur des fran¬
zösischen Ostindien, Dupleix, benutzte den offenen Kriegszustand,