Full text: Lehrbuch der Geschichte der älteren orientalischen Völker und der Griechen (Teil 1)

j g 3 Confucius, der Lamaismus. 5 
das „Reich der Mitte" zu regieren. Die Verwaltung des Landes 
ist in der Hand von Gelehrten. Die obersten Beamten heißen Manda- 
ritten» Unter diesen gibt es verschiedene Rangstufen. 
Der gewerbtreibende Bürgerstand ist in China sehr verachtet. 
Sklaverei kommt in späterer Zeit vor. 
Die Frau nimmt im Ganzen eine geachtete Stellung ein, obgleich 
sie auf das Haus angewiesen und von männlichem Umgange ausgeschlossen ist. 
Alles im chinesischen Staate regelt sich nach Vorschriften, welche sich . 
sogar auf das Leben des Einzelnen, auf die Pflichten gegen die Eltern, ja gegen 
die Thiere, auf Tracht, Haarschnitt n. s. w. beziehen. Stockschläge sind ein 
gewöhnliches Strafmittel, dem alle Stände unterworfen sind. 
Das Heer besteht aus Soldtruppen und aus Landwehr. 
§3. 
Die Religion der Chinesen. 
Um's Jahr 550 v. Chr. lebte Kong-fu-tse, in Europa Confucius 550 
genannt. Er war in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, hatte sich aber v.Chr. 
dennoch frühzeitig mit den heiligen Schriften der Chinesen vertraut gemacht. 
Die alte Zeit schien ihm viel vortrefflicher als die entartete Zeit, in der¬ 
er lebte. Darum suchte er die alten Gesetze und Einrichtungen wiederher- 
zustellen. So ward er der Stifter der chinesischen Hauptreligion und der 
Sammler, Ordner und Wiederhersteller des Alten, des dem Volke Eigen- 
thümlichen. — Übrigens ist jedem Glauben in China vollkommene Freiheit 
gestattet, wenn er nicht gegen die Regierung auftritt. Das eigentliche Wesen 
der chinesischen Religionen besteht in einer Ausübung moralischer (sittlicher) 
Pflichten, in philosophischen (weltweisen) Lehren und in äußerem Cultus. 
Von den 3 herrschenden Religionen China's sind die beiden wichtigsten: 
1. Die Religion des Confucius. Ihr gehören die meisten Gebildeten an, 
und da diese den Staat leiten, ist sie die eigentliche Staatsreligion zu nennen. Nach 
ihr ist der Himmel, die Urkraft, die Hauptgottheit. Im Volksgottesdienste 
werden Geister (der Sonne, der Sterne, Berge u. s. w. und der Verstorbenen, aber 
nur der Tugendhaften) verehrt. Dem Confucius sind viele Tempel errichtet. Im 
Allgemeinen lehrt die chinesische Religion nicht, daß es eine Unsterblichkeit gebe. — 
Die Lehre des Confucius ist eine Anweisung zum wahren Glücke, das in der Selbst- 
erkenntniß, in treuer Pflicht-Erfüllung und dem Wohlwollen gegen Andere besteht. 
Gehorsam gegen die Eltern und gegen den Staat ist eine der höchsten Tugenden. 
2. Die Religion des Buddha, eines indischen Religionsstisters, s. unten § 21. 
Sie ist in China am weitesten verbreitet, kam 58 n. Chr. dahin und erhielt 265 n. Chr. 58 
eine allgemeine Ausbreitung. Man nennt sie auch Lamatsmus; ihre Priester n.Chr. 
heißen Bonzen. 
§ 4. 
Die Cultur der Chinesen. 
Die Cultur der Chinesen ist uralt, denn ihr Staat ist der älteste von allen. 
Sie blieben aber früh auf der einmal erlangten Stufe geistiger Entwicklung stehen. 
Was dem äußeren Leben und feinen Bedürfnissen dient, wie die Industrie (Ge- 
roerbthätigkeit), der Ackerbau, das Canalwefen, der Brückenbau u. f. w., das 
brachten sie frühzeitig zu hoher Vervollkommnung. Ihre Gewerbthätigteit blieb aber 
immer dieselbe. Ihre einheimischen Münzen bestehen noch immer aus ganz 
kleinen Metallstückchen im Werthe von V« Pfennig. 
Die Bearbeitung der Seide ift eine chinesische Erfindung. Die Seide war 
im ganzen Alterthum außerhalb Chinas ein seltener und theurer Stoff.
	        
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