144 Tl. Die Korolmger im Frankenreiche.
führte Widukind den sächsischen Landsturm dem Heere Karls ent¬
gegen; die mörderische Schlacht blieb unentschieden. Erst in einem
zweiten Treffen an der Hase siegte Karl völlig und brach auf
immer die Macht der Sachsen. Widukind und sein Kampfgenosse
Abbio überzeugten sich jetzt, daß jeder fernere Widerstand vergeblich
sei, und legten die Waffen nieder. Dem Worte des großen Königs
785 vertrauend, kamen die stolzen Freiheitshelden selber nach Attigny
(in der Champagne) und ließen sich taufen. Der größte Teil des
Volkes folgte ihrem Beispiele. Zwar machten die Sachsen auch
später noch einige Versuche, ihre Freiheit zu erringen, aber ohne Erfolg.
Von dem Jahre 804 an gelten sie als vollständig unterworfen.
Der Baieruherzog Tassilo vermochte sich nur schwer in die
Abhängigkeit von Karl zu fügen. Er verbündete sich mit den östlich
von Baiern wohnenden Avaren, einem türkisch-finnischen Reitervolk,
und suchte seine Unabhängigkeit zu erkämpfen. Doch Karl kam ihm
zuvor. Tassilo wurde abgesetzt, in ein Kloster verbannt und Baiern
791 mit dem Frankenreiche vereinigt. Später griff Karl die Avaren
in ihrem eigenen Lande an, trieb sie hinter die Raab zurück und
gründete zum Schutze gegen fernere Einfälle derselben die „östliche
Mark" (Österreich). Zu gleicher Zeit brachte er auch die au der
789 Havel wohnenden Slaven zur Anerkennung seiner Oberhoheit, und
noch im hohen Alter zog er nach dem Norden gegen die Dänen,
besiegte sie und setzte ihnen die Eider zur Grenze.
So beherrschte Karl der Große ein Reich, das sich vom Ebro
bis zur Raab, von der Eider bis zum Garigliauo erstreckte; wie
einst den römischen Kaisern, so beugten sich ihm die Völker des
Abendlandes. In Wirklichkeit war er schon der Nachfolger der
Cäsaren, als er es auch dem Namen nach wurde. Auf dem aposto¬
lischen Stuhle saß seit 795 Leo III. Die Verwandten des ver¬
storbenen Hadrian, welche die höchsten Stellen in Rom irtrte hatten,
sahen den neuen Papst mit mißgünstigen Augen an und verschworen
sich zu seinem Sturze. Bei Gelegenheit einer Prozession sielen sie
über ihn her, rissen ihn zu Boden, mißhandelten ihn und sperrten
ihn in ein Kloster. Doch Leo entkam und floh Hilfe suchend zu
Karl. Dieser führte ihn nach Rom zurück, setzte ihn in alle Rechte
wieder ein und hielt Gericht über die Verschwörer. Leo war nicht
undankbar. Als Karl am ersten Weihnachtsseiertage des Jahres 800
nach der Messe vor dem Hauptaltar iu der Peterskirche kniete
und seine Andacht verrichtete, trat der Papst herzu, setzte ihm
800 eine Krone aufs Haupt, und das versammelte Volk rief: „Karl,
dem von Gott gekrönten großen und friedebringenden römischen
Kaiser, Leben und Sieg!" Als sich der Sturm der Begeiste¬
rung gelegt hatte, salbte Leo den neuen Augustus, bekleidete