Full text: Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen

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3. Karls Sorge für die Bildung seines Volkes. Karl förderte 
die Bildung und Gesittung seines Volkes durch allgemeine Einführung 
der christlichen Religion (Stiftung von Bistümern, Erbauung von 
Kirchen, Verbesserung des Gottesdienstes und des Kirchengesanges), 
durch Errichtung von Schulen (Alkuins Musterschule in Tours), durch 
Vereinigung gelehrter Männer, wie A l k u i n und E i n h a r d, an seinem 
Hofe. „Die uralten Lieder seines Volkes, in denen die Thaten und 
Kämpfe der alten Könige (Hermanarich, Attila, Theodorich) besungen 
wurden, ließ er aufschreiben und so der Vergessenheit entreißen. Auch 
begann er eine deutsche Sprachlehre abzufassen. Den Monaten gab er 
deutsche Namen." Die Baukunst begann sich in größeren Werken zu 
entwickeln (der Dom zu Aachen, die Pfalzen zu Aachen und Ingelheim); 
Ackerbau, Handel und Verkehr (Rheinbrücke bei Mainz) wurden gehoben. 
Karls Ruhm war so ausgebreitet, daß selbst die Könige der Araber in Asien 
und Afrika ihm durch feierliche Gesandtschaften ihre Ehrfurcht bewiesen. Der große 
Kalif Harun al Raschid (von dem neuen Kalifengeschlecht der Abbafiden) in 
Bagdad ließ ihm zu feiner Kaiserkrönung Glück wünschen und schickte ihm einen 
Elefanten von wunderbarer Größe, köstliche Gewürze, ein prächtiges Zelt und eine 
Uhr, die durch ihre kunstvolle Einrichtung in Erstaunen setzte. War's zwölf Uhr 
mittags, fo sprangen an der einen Seite derselben Thüren auf, aus denen zwölf 
Reiter hervorkamen, die auf der andern Seite wieder hineinritten. Karls Gegen- 
gefchenke bestanden in Pferden, Jagdhunden, feiner Leinwand und andern Weber- 
arbeiten, welche die fränkischen Frauen geschickt zu fertigen verstanden. 
§ 82. 
Karls Lebensweise und Tod. 
„Kaiser Karls Leben" hat der gelehrte Einhard, der 
am kaiserlichen Hose lebte, in einem eigenen Büchlein beschrieben. 
Dieser schönen und wertvollen Schrift sind die folgenden Mittei- 
lungert entnommen: 
1. Karls äußere Erscheinung. „Karl war von starkem 
Körperbau und hervorragender Größe, die jedoch das richtige Maß 
nicht überschritt — denn seine Länge betrug wie bekannt sieben 
seiner Füße —, seine Augen waren sehr groß und lebhaft; die 
Nase ging etwas über das Mittelmaß. Er hatte schönes weißes 
Haar und ein freundliches, heiteres Gesicht. So bot seine Gestalt, 
mochte er sitzen oder stehen, eine höchst würdige und stattliche Er- 
scheinung Er hatte einen festen Gang, eine durchaus mann- 
liche Haltung des Körpers und eine helle Stimme, die jedoch zu 
der ganzen Gestalt nicht recht passen wollte Beständig übte 
Andrä-Sevin, Abriß der Weltgeschichte. 8
	        
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