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Seit dem 10. Jahrhundert begannen die Kämpfe des Deutschtums und
Slawentums in diesen Gegenden. Der Sachsenherzog Heinrich der
Löwe unterwarf die Obotriten (1162), legte die Bistümer Schwerin
und Ratzeburg an und führte deutsche Ansiedler in das eroberte
Land. Der Fürst der Obotriten Pribislaw trat zum Christentum
über, versöhnte sich dann wieder mit Heinrich dem Löwen und erhielt
den größten Teil seines Landes zurück. Sein Sohn Heinrich vermählte
sich mit der Tochter Heinrichs des Löwen und wurde zum deutschen
Reichsfürsten erhoben und ward der Stammvater des jetzt regierenden
Hauses. Dasselbe erlangte unter Kaiser Karl IV. die Herzogswürde
und 1815 die großherzogliche Würde. Das mecklenburgische Haus
spaltete sich seit 1701 in die beiden Linien Schwerin und Strelitz,
welche durch Erbvergleich miteinander eng verbunden sind. Das Groß-
Herzogtum Mecklenbnrg-Schwerin hat 13 161 qkm mit 578565
Einwohnern, 44 auf 1 qkm, das Großherzogtum Mecklenburg-
Strelitz 2930 qkm mit 97 978 Einwohnern, 33 auf 1 qkm.
Der nördliche Teil des Landes, d. i. die Abdachung zur Ostfee,
ist sehr fruchtbar, der südlichste Teil ist sandig. Die Hälfte des Landes
besteht aus Rittergütern, die im Besitze des Adels sind. Die Haupt-
befchäftiguug der Bewohner bildet die Landwirtschaft; bedeutend ist
die Schaf- und Pferdezucht; die Industrie ist verhältnismäßig gering;
die Landesuuiversität befindet sich zu Rostock.
Die Mecklenburger sind niedersächsischen Stammes, ein kraftvoller
und tüchtiger Menschenschlag. Der Mecklenburger ist treuherzig, nach-
haltig, dabei wohlgenährt, etwas schwerfällig und langsam, mißtrauisch
gegen alles, was mau so „Fortschritt" heißt, daher auch frei vom
Schwindelgeist. Sein Sinn ist auf das Greifbare, Praktische gerichtet.
Mit gründlichem Ernste betreibt er auch das Kleinste, auch das Mate-
rielle und das, was zum leiblichen Teile des Lebens gehört, das Essen
und Trinken, namentlich die „rote Grütze" und „kalte Schale". „Ätt
Du man langsam, min Sähu", sagte der Bauer zu seinem Sohne,
„Du glöwst nich, wat sich dal drucken lät!" —
Die edelste Frau und die berühmtesten Männer Mecklenburgs
preist der Dichter E. Geibel in seinem „Trinksprnch" (16. Okt. 1870):
„Stoßt an im Saft der besten Reben!
Stoßt an, Land Mecklenburg soll leben,
Land Mecklenburg mit Schwert und Pflug!
Die Perle gab es uns der Frauen
Und jenes Paar mit greisen Brauen,
Das uusers Ruhmes Schlachten schlug.