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der Geschichte. Weimar, wohin später auch Schiller übersiedelte, 
war damals der Mittelpunkt der deutschen Dichterwelt. 
Auch um die Reichsangelegenheiten hat sich Karl August 
bemüht. Als Friedrich der Große gegen die Übergriffe Josephs II., 
der Bayern für Österreich erwerben wollte, einen deutschen Fürsten¬ 
bund zusammenbrachte, reiste Karl August an verschiedene Fürsten¬ 
höfe, um Teilnehmer für den Bund zu gewinnen. Der Fürstenbund 
kam 1785 zustande; freilich eine engere nationale Einigung, wie 
Karl August sie erhofft hatte, brachte er nicht. Der Herzog 
schloß sich vor allem an Preußen an und machte als preußischer 
Truppensührer die Feldzüge von 1792 und 1793 mit; bei der 
Kanonade von Valmy und bei der Einnahme von Mainz war 
in feinem Gefolge auch Goethe zugegen. Auch 1806 führte 
Karl August ein preußisches Korps, mit dem er, als die Schlacht 
von Jena geschlagen wurde, bei Arnstadt stand. Napoleon war 
über ihn so erbittert, daß er ihm sein Land zu nehmen gedachte. 
Aber Karl August erhielt schließlich Verzeihung und trat nun 
wie die übrigen Fürsten Thüringens dem Rheinbünde bei. Die 
ernestimschen Truppen, zu dem Regiment „Herzöge von Sachsen" 
vereinigt, mußten im französischen Dienst 1807 vor Kolberg 
kämpfen, 1809 in Tirol (heldenmütige Kämpfe in der „Sachsen¬ 
klemme" bei Brixen im Eisacktal), 1810 in Spanien, 1812 in 
Rußland. 
Nach der Schlacht von Leipzig schlug auch für Thüringen 
die Stunde der Befreiung. Das Land stellte nun Freiwillige 
und Landwehrtruppen. Karl August befehligte wieder ein 
preußisches Korps in den Niederlanden. Wegen seiner Be¬ 
mühungen um die Sache der Freiheit erhielt er 1815 im Wiener 
Kongreß den Titel „Großherzog" und einen Gebietszuwachs, 
besonders den Neustädter Kreis (früher kursächsisch) und die Ge¬ 
biete von Dermbach und Geisa sowie von Vacha und Lengsfeld. 
Seinem Volke gewährte er 1816 eine landständische Verfassung 
und die Preßfreiheit. Sein Land wurde nun ein Hauptherd 
der deutschen Einheitsbestrebungen. In Jena wurde die deutsche 
Burschenschaft gegründet, auf der Wartburg 1817 das große 
Burschenfest gefeiert. Als freilich seit 1819 die deutschen 
Regierungen auf Betreiben Metternichs gegen die nationale Be¬ 
wegung vorgingen, mußte Karl August die Preßfreiheit aufheben, 
aber zu weiteren Gewaltschritten ließ er sich nicht bewegen, und 
so blieb das Verhältnis zu seinen Untertanen ungetrübt. Dies 
lehrte die allgemeine tiefe Trauer, als er 1828 verschied. 
Unter seinen Nachfolgern Karl Friedrich (1828—53), dem 
Vater der Kaiserin Augusta, Karl Alexander (1853—1901) und 
Wilhelm Ernst behauptete Weimar den Ruhm, eine Pflegestütte
	        
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