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hielt er fest auf das Ziel gerichtet, das er sich vorgesteckt,
das zu erreichen jetzt seine einzige Lebensaufgabe sein
sollte. Den Makel, der an dem Namen seines Vaters
haftete, wollte er auslöschen, die Ehre seines Hauses
wollte er wieder herstellen. Und als Lohn seiner Be¬
mühungen winkte ihm am Ziele die Liebe der tapferen
Jungfrau, die er alsdann als seine Hausfrau heimführen
durfte in die Stadt seiner Väter. Als er aber so über
die Ebene dahineilte, vergoldeten die letzten Strahlen der
sinkenden Sonne die Türme seiner Vaterstadt, die zu
seiner Linken zum blauen Himmel emporstiegen. Auch
ihnen winkte er den Abschiedsgruß zu. „Auf Wiedersehen",
sprach er mit bebenden Lippen, indem er sein Pferd
anhielt und einen langen Blick auf die Stadt heftete,
wo er seine frohe Jugendzeit verlebt; „o Du Geist meines
verklärten Vaters, begleite mich auf meinem Wege, den
ich jetzt antrete!" „Ja, auf Wiedersehen, auf Wieder¬
sehen!" murmelten auch die Wellen des herrlichen
deutschen Stromes, der ruhig und majestätisch in seinem
gewaltigen Bette dahinströmte, dem brausenden Ocean zn.
Vierzehntes Kapitel:
Am Reichsgericht zu Nürnberg,
Zn dieser Zeit herrschte als Kaiser im deutschen
Reiche Sigismund, ans dem Geschlechte der Luxemburger,
der zweite Sohn Kaiser Karls IV. und seiner Gemahlin
Elisabeth von Pommern. Sigismund war bereits 42 Jahre
alt, als er durch die Vermittelung des Burggrafen
Friedrich von Nürnberg, des nachmaligen ersten Hohen-
zollernfürsten in Brandenburg, im Jahre 1410 zum
Kaiser gewählt wurde; zugleich war er auch König von
Ungarn und von Böhmen. Er war ein leutseliger,
freundlicher Herr, der das redliche Bestreben hatte, das