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deren Glieder treu und verschwiegen waren und willig ihren Nacken dem 
Beile boten, ehe sie ihren Hirten verriethen. Er entwich bis in die 
thebaische Wüste, jedoch wurden seine Verbindungen mit den Gläubigen 
keinen Augenblick unterbrochen, und Constantius bot vergeblich seine 
[ Macht auf, des gefährlichen Gegners habhaft zu werden. 
Der Streit wurde endlich durch die erste große Kirchenversammlung 
in Nicäa (325) zu Gunsten des Athanasius entschieden und seine Lehre 
\ als christlich-apostolisches Glaubensbekenntniß angenommen, obschon das 
' manische Glaubensbekenntniß in den Hofkreisen und in der Ansicht der 
[ Gelehrten sich immerhin noch lange mächtig erwies. 
Unter den christlichen Kirchenverbänden waren die fünf bedeutend¬ 
sten in Rom, Constantinopel, Jerusalem, Antiochien und Alexandrien. 
I Sie wurden als die Hauptstämme der katholischen, d. i. der allgemei¬ 
nen Kirche, betrachtet, und ihre Vorsteher als Stammhäupter oder Pa- 
I Matchen. Die römische jedoch ragte bald über alle übrigen hervor. 
! Ihre Gründung wird auf Petrus, den ersten Apostel, und seinen ver¬ 
trauten Schüler Marcus zurückgeführt. Als der Hauptsitz des Reiches 
; von Rom nach Constantinopel verlegt ward, entstand Eifersucht zwischen 
I den Patriarchen des Ostens und Westens, der alten und neuen Kaiser* 
I stadt. Aber die Morgenländer hatten vier, das Abendland nur einen 
Patriarchen. So war es dem römischen Bischof (Papste) möglich, „sei¬ 
nem Klerus Eine Seele zu geben/' und dadurch im Laufe der Zeiten die 
ungeheure Macht zu gründen, welche dem politisch gesunkenen Rom zum 
| zweiten Male eine geistige und moralische Weltherrschaft verschaffte, 
während die Schwesterkirchen im Osten durch Streitigkeiten in ihrem 
> eigenen Innern und gegen einander ihre Kraft zersplitterten. 
Die wunderbare Wirkung des Christenthums, welches allmählich in 
das Bewußtsein der Menschen und Volker drang und von innen heraus 
mit stiller, aber unwiderstehlicher Kraft einen neuen Geist, ein neues 
i Leben und eine neue Geschichte erzeugte, hat besonders auch den Frauen 
ein reiches und schönes Feld eröffnet. „Die christliche Frau," sagt Ter- 
tullian, „besucht nicht die heidnischen Schauspiele und die lärmenden 
[ Lustbarkeiten an ihren Festtagen, sondern sie geht aus, um den kranken 
Bruder zu besuchen, an der Kommunion theilzunehmen, oder das Wort 
Gottes zu hören. Ihre Hauptbeschäftigung ist, die um des Bekenntnisses 
willen Gefangenen im Kerker zu besuchen, den kranken Brüdern nach» 
; zugehen bis in die ärmsten Hütten, reisende Brüder in's Haus aufzu¬ 
nehmen und zu pflegen." 
Die weiblichen Tugenden der Zucht, der teilnehmenden Liebe, der 
Geduld wurden durch das Christenthum in einem Grade ausgebildet, 
wie es die edelste Moral des Heidenthums nicht vermochte. Man darf 
sagen, das Christenthum habe auch hier die Schranken aufgehoben. Es
	        
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