Full text: Die vorchristliche Kulturwelt (das Altertum) (Bd. 1)

Die Kultur der römischen Kaiserzeit. 107 
Basiliken (Verkaufs- und Gerichtshallen) und Kurien (Sitzungshallen). Das 
Grabmal Hadrians (S. 101) ist heute noch als „Engelsburg" vorhanden (be- 
nannt nach der Statue des Erzengels Michael, die jetzt auf der Spitze des 
Baues steht). 
2. Die Plastik liebte die Relief- und Porträtkunst. Berühmte Reliefs laufen 
spiralförmig um die noch erhaltene 30 m hohe Trajanssäule in Rom (vgl. 
S. 101); auf der Spitze der Säule thronte die Statue Trajans, die im 16. Jahrh. 
durch eine Bronzestatue des Hl. Petrus ersetzt wurde. Von Porträtstatuen 
ist bemerkenswert das Reiterstandbild Marc Aurels (auf dem Kapitol). 
3. Die Dichtkunst. Von den späteren Dichtern ist Juveuäl bekannt f 130 
durch seinen Spruch: „Flehe darum, daß ein gesunder Geist in einem ge- 
sunden Körper wohne!" 
1 Die Geschichtschreibung hatte in Tacitus einen bedeutenden Vertreter, um 100 
Er gibt uns in seinem Werke „Germania" Aufschlüsse über unsere Vor- 
fahren, ihr Land sowie ihre Sitten und Gebräuche. Dabei führt er seinen 
verderbten Zeitgenossen die Germanen als Muster sittlicher Reinheit und Kraft 
vor und lobt ihre einfache, natürliche Lebensweise. In seinen „Annalen" (Jahr- 
büchern) und „Historien" schildert Tacitus die römische Geschichte vom Tode des 
Angustus bis zum Regierungsantritt Nervas. 
5. Die Naturwissenschaften wurden durch scharfe Beobachtungen gefördert. 
Plinins der Ältere, der bei dem Ausbruch des Vesuvs umkam, sammelte f 79 
in seiner „Naturgeschichte" das gesamte Wissen seiner Zeit, auch über Astro- 
nomie und Geographie. Sein Neffe Plinius der Jüngere gab den be- i* 115 
kannten Rat: „Nicht vielerlei, aber viel" (soll man lernen und betreiben). 
Ptolemäus aus Alexandria erdachte das nach ihm benannte Weltsystem, um 150 
bei dem Sonne, Mond und Gestirne um die im Mittelpunkt des Weltalls 
ruhende Erde sich drehen. 
6. Bildung und Erziehung. Mit dem zunehmenden Reichtum nahmen 
Zucht, Mäßigkeit und Familiensinn ab. Die Erziehung der Kinder überließ 
man mehr und mehr Sklaven. Diese meist griechischen Pädagogen 
(f. S. 66) brachten aber der römischen Jugend nicht nur die griechische Bil- 
dung sondern vielfach auch die griechischen Untugenden und Laster bei. 
c) Religion und Sittlichkeit. Die alte griechisch-römische Götterlehre 
war abgeswrben, d.h. die Gebildeten glaubten längst nicht mehr daran. 
Nur auf dem flachen Lande hielt sie sich noch eine Zeitlang. An ihrer Stelle 
kam allmählich das Christentum auf. 
Die Christen wurden anfangs von den römischen Staatslenkern wenig be- 
achtet. Alls man indes merkte, daß die Bekenner der neuen Lehre sich von 
den öffentlichen Opfern fernhielten und vom Umgang mit den Heiden sich 
möglichst zurückzogen, wurde man argwöhnisch gegen sie und griff zu Ver- 
folgungen. Aber die Freudigkeit, mit der die Christen die ärgsten Martern 
über sich ergehen ließen, und ihr Todesmut erweckten nur neue Anhänger. 
Dazu kam, daß die Christen ein einfaches, sittenstrenges Leben führten und 
durch Freigebigkeit gegen Arme überall Not und Elend zu mildern suchten. 
So breitete sich der christliche Glaube rasch aus. 
Während der Verfolgungen freilich mußten die Christen ihre Gottesdienste 
in Privathäusern, in einsamen Gegenden oder (zu Rom) in den Katakomben
	        
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