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Gewalt aus der: Wolken. Die Straßen in den hochgelegenen Theilen
der Städte werden dann zu wilden Strömen, die in den niederen Ge¬
genden alles überschwemmen und mit Schutt und Koth bedecken. In
manchen Wintern regnet es unaufhörlich oder setzt doch wenig aus, und
dann bleibt der Himmel nebelig. Nur selten klärt sich das Wetter völlig
auf, und dann friert es ein wenig. Die Regen sind bisweilen ziemlich
kalt, und alsdann ist das Schlimmste, daß man beinahe in keinem
Hause einen Ofen oder einen Kamin findet. Die Portugiesen ver¬
wahren sich bloß durch warme Kleidung gegen die Kälte.
Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken
könnt, eine Menge schöne Früchte, für welche die Luft bei uns in Deutsch¬
land zu kalt ist. Von der Art sind die Zitronen, Pomeranzen,
Apfelsinen, Feigen, Mandeln, Kastanien, Oliven, Johannis¬
brot, Reiß. Dabei giebt es aber auch, wie bei uns, Apfel und
Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen Ge¬
genden sieht man ganze Pomeranzenwälder, und die Pomeranzcn-
bäume werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt.
Ost sind diese edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das
Stück für einen Pfenning verkauft wird. Schon im Monate Februar
bricht man einen Theil zum Versenden ins Ausland; vollkommen süß
und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter
den reifen Früchten erscheinen schon wieder die neuen Blüthe«: und ver¬
breiten weit umher ihren Balsamdust. — Der Feigenbaum wächst
in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle
Erde hervor. Er wird in gutem Lande so groß wie unsere Birnbäume.
Die Bauern bringen die Feiger: zunr Verkauf in die Städte, wo die
Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie
lassen sie getreMet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28 Pfund
hält, und so kommen sie „in den Handel. — In den mittleren Provin¬
zen Portugals ist der Ölbaum so häufig, daß man zuweilen ganze
Tagereisen macht, ohne einen andern Baum anzutreffen. Seine Früchte
sind zwar kleiner, als „die spanischen Oliven, aber sie geben ein
besseres Öl. Auch der Ölbaum wächst an vielen Orten wild, wie der
Feigenbaum. Man pfropft ihn wie unsere Obstbäuine; er trägt aber
sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem
Kriege die Ölbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch selten
der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember und
Januar werden die Öliven reif, und dann schlägt man sie mit Stangen
ab. Man preßt sie sogleich aus, oder läßt sie auch eine Zeit lang
liegen und gähren, damit man desto mehr Öl bekomme. Dieses Öl
dient den Portugiesen, statt Butter und Schmalz, zur Zubereitung ihrer
Speisen; und man versichert, daß, wenn zuweilen die Hausfrauen ihre
Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal der Fall ist, sie in
der Geschwindigkeit Öl aus der Lampe in die Pfanne gießen und ihre
Speise damit schmalzen.
Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wem, der in diesem