Untergang Herculanums und Pompeji's. 
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sich in der Luft mit der dick umherfliegenden Asche vermischte und 
nun als ein zäher Schlamm herabstürzte. Daher ist es auch zu 
erklären, daß man in den Kellern und überhaupt im Innern der 
Häuser Spuren von einer fließenden Masse findet, die nicht aus 
Lava besteht, und daß die Einwohner mitten in ihren häuslichen 
Verrichtungen überfallen wurden. So saud man ein Menschen- 
skelet mit einem Geldbeutelchen unter einem Eingänge zum Theater 
stehen, vielleicht hatte er sich eben hier eine Erfrischung kaufen 
wollen; denn auch Weintrauben, Nüfse, Oliven, Brod und selbst 
eine große Pastete fand man dort, natürlich Alles inwendig ver¬ 
brannt, aber noch gut zu erkennen, weil die Luft nicht hatte dazu¬ 
kommen und die Sachen auflösen können. In dem Keller eines 
Landhauses sand man nahe an der Thüre, aus welcher die Un¬ 
glücklichen sich vielleicht hatten retten wollen, 27 weibliche Gerippe; 
auch Hals- und Armschmuck lag dabei. An der Thür desselben 
Hauses grub man zwei Gerippe aus, von denen das eine noch in 
der einen Knochenhand einen Schlüsselbund hielt und in der andern 
einen Beutel mit Geld und geschnittenen Steinen. Der Mann 
hatte gewiß seine Habseligkeiten eben zusammensuchen und retten 
wollen, als ihn der Moraststrom erstickte; denn auch Gesäße von 
Silber und Bronze lagen dabei. Der Eine mag wohl der Herr 
und der Andere der Sklave gewesen sein oder — es waren zwei 
Diebe, welche von der allgemeinen Flucht Vortheil ziehen wollten. 
— In einem andern Hause fand man ein weibliches Gerippe an 
einem Arbeitstischchen sitzen, auf welchem noch das Knäuel lag, an 
welchem sie gearbeitet hatte. Auf einer Straße lagen mehrere 
Gerippe bei einander; das vorderste hatte eine Fackel in der Hand, 
vermuthlich ein Sklave, der einer Familie geleuchtet hatte. Ein 
anderes stand auf einer Stiege zum Hühuerstalle; der Mann war 
also beim Füttern seiner Lieblinge von dem Unglücke überrascht 
worden. In dem Stalle eines ziemlich großen Hofes waren noch 
die Gerippe vieler Pferde zu sehen. 
Herculauum war nicht bloß von einem Aschenregen bedeckt, 
sondern auch von einem mächtigen Lavastrome überfluthet worden, 
der zu einer festen Rinde erstarrte, auf welcher eine neue Stadt, 
Refiua, erbaut worden ist. t Daher konnte man zu Herculanum 
nur durch Schachte gelangen und es nur theilweise aufdecken. Mau 
nahm das Merkwürdigste heraus und schüttete dann wieder zu. Nur 
das alte Theater ist freigelassen. — Ganz anders ist es in.Pompeji. 
Die Stadtmauern hatten eine Stunde im Umfange und mochten an
	        
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