§ 44. Die Kunst des romanischen Stils.
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noch vorenthalten werden, und dadurch lockerte sich ihre Abhängigkeit
vom König. Um eine Stütze gegen sie zu haben, begünstigte Heinrich,
wie schon seine Vorgänger getan hatten, die Machterweiterung der
höheren Geistlichkeit, der Erzbischöse, Bischöse und Äbte, die er selber
einsetzte oder wenigstens bestätigte.
Überhaupt waren der Kaiser und seine Gemahlin Kunigunde
der Kirche und ihren Dienern sehr ergeben und machten viele fromme
Stiftungen. Dahin gehören das Bistum Bamberg und der dortige
Dom, erbaut in dem damals ausblühenden romanischen Stile.
Wenn man Otto den Großen mit Karl dem Großen vergleicht, wer ist dann
Pippin dem Kleinen an die Seite zu stellen? und worin gleichen sich die letzten
sächsischen Kaiser und die letzten Karolinger? — In welchem Herzogtum lag Aachen?
in welchem Magdeburg, Straßburg, Frankfurt u. s. w.? — Welche Folgen hatte die
Verbindung Deutschlands mit Italien schon unter den sächsischen Kaisern?
§ 44. Die Kunst des romanischen Stils.
V Der romanische Baustil. (Fig. 75—77.) a) Die romanische
Kirche ist eine Weiterbildung der altchristlichen Basilika. Der Grund-
riß zeigt gewöhnlich ein lateinisches Kreuz mit drei Schissen, von denen
das Mittelschiff doppelt so hoch ist als die Seitenschiffe. Tie Schiffe
sind voneinander getrennt durch Pseiler oder Säulen, deren Köpfe
Würfel- oder kelchartig sind, und die durch Halbkreisbogen mitein-
ander verbunden sind. Die Decke besteht in der Regel aus römischen
Kreuzgewölben mit quadratischer ober nahezu quadratischer Grund¬
fläche (vgl. bte Decke ber Basilika). Der erhöhte Chor ist burch ein
ber Vierung entsprechenbes Quabrat erweitert. Unter bem Chorraum
birgt sich bie mit Kreuzgewölben gebeckte Gruftkapelle (Krypta).
Fenster und Türen sind rundbogig.
Die äußeren Mauerflächen sind belebt durch Streifen (Lisenen), die
oben in einen Ruudbogensries auslausen. Darüber ist das mannigfach
verzierte Dachgesims, Besonders prächtig ist die Fassade (im Westen)
mit den drei Portalen, dem Radfenster und den Türmen.
b) Wichtige Denkmäler des romanischen Kirchenbaues in Deutsch-
land sind der mehrfach zerstörte Dom in Speier, der als Begräbnis-
ftätte deutscher Kaiser diente, und die Dome in Hildesheim, Bamberg,
Worms und Mainz. Sie alle sind im 11. Jahrhundert gegründet.
— Besonders reich entfaltete sich die romanische Baukunst im Elsaß,
c) Ein weltlicher Bau romanischen Stils ist die von Heinrich III.
gegründete Kaiserpfalz zu Goslar. (Fig. 79.)
Warum nennt man den Rundbogenstil romanisch?
2. Die Kleinkunst. Während die Bildhauerei noch zurücktrat und
der Pinsel des Malers nur starre Gestalten in hergebrachten Formen