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Wahrheit des päpstlichen Ablasses prediget." Sogar an
den heiligen Vater richtete er in dieser Angelegenheit
rin gar unterwürfiges Schreiben. „Heiligster. Vater,"
so heißt eö darin, „ich lege mich Eurer Heiligkeit zu
Füßen mit Allem, was ich bin unv habe. Mein Leben
steht in Eurer Hand. Ruft oder widerruft, billigt
oder verdammt mich, wie es euch gefällt. Euere Stimme
werde ich anerkennen, als die Stimme Christi, der in
euch wohnt und aus euch spricht." Indeß besprach er
den Streit über den Ablaß nicht, wie er versprochen
hatte, ruhig mit den Gelehrten der damaligen Zeit,
sondern brachte ihn auf die Kanzel in der Hofkirche zu
Wittenberg, und warf dem T e tz e l öffentlich vor, er
verkaufe den Ablaß um Geld. Luther und seine An¬
hänger gingen noch weiter, und beschuldigten die Domi¬
nikaner, sie verkauften Vergebung der Sünden für Geld,
sowohl derer, welche man schon begangen habe, als auch
derer, welche man 'noch zu begehen im Begriffe sey.
Und um die Ablaßverkünder recht lächerlich zu machen,
kleideten sie die Beschuldigungen in allerlei VerSchen-und
Reime, welchen daS unwissende und zum Lachen geneigte
Volk auch augenblicklich seinen Beifall schenkte. Bei
solchen Herausforderungen blieben natürlich die Domini¬
kaner auch nicht stille, und es entstand zwischen ihnen
und den Augustinern ein gelehrter, aber ziemlich hef¬
tiger Kampf.
8. 2.
Fortgang der GlaubeaSueueruog.
An dem, zwischen den Dominikanern und Augustinern
in Sachsen entstandenen Streit über den Ablaß, nahmen