Full text: Vaterländische Geschichte (1a)

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VI. Friedrich der Große 1740 — 1786. 
waltiger "Wucht auf den linken, zertrümmerte diesen und rollte 
die ganze feindliche Schlachtordnung auf. Die Österreicher ver¬ 
loren 10 000 Tote und Verwundete und 21 000 Gefangene und 
über die Hälfte ihrer Artillerie, die Preußen 5000 an Verwun¬ 
deten und Toten. Mit größtem Heldenmut hatten sie alle ge¬ 
lochten. Am Abend, nach gewonnenem Siege, stimmte auf dem 
Kampffelde ein Grenadier das Lied an „Nun danket alle Gott“; 
und der Gesang pflanzte sich fort von Kompanie zu Kompanie, 
von Regiment zu Regiment, und bald schickte das ganze Heer 
den Lobgesang zum Himmel. 
Unterdessen war der König mit einigen Bataillonen nach 
Lissa geeilt, das zwischen Leuthen und Breslau an der Weiß- 
tritz, einem linksseitigen Nebenfluß der Oder, liegt, um die 
Brücke zu besetzen. Das Städtchen war noch voll von Öster¬ 
reichern. Mit nur wenigen Begleitern ritt Friedrich auf das 
Schloß, das er vom Feinde verlassen glaubte. Zu seiner Über¬ 
raschung befand er sich mit einemmale unter österreichischen 
Offizieren. Voller Geistesgegenwart rief er ihnen zu: „Guten 
Abend, meine Herren! Kann man hier auch noch Unterkommen?“ 
Sie waren so verblüfft, daß sie sich ehrfurchtsvoll verneigten. 
Glücklicherweise kam bald darauf das Gefolge • des Königs an 
und nahm die Offiziere gefangen. 
Der Sieg bei Leuthen machte Friedrich wieder zum Herrn 
von Schlesien. Im nächsten Jahre, 1758, errang sein Schwager 
Ferdinand von Braunschweig, ein ausgezeichneter Feldherr, 
schöne Erfolge gegen die Franzosen, während er selbst gegen 
die Russen ziehen mußte. Diese waren aus Ostpreußen durch 
das neutrale polnische Westpreußen nach der Neumark gezogen, 
wo ihre Horden unmenschlich hausten, und wollten sich mit 
den Österreichern vereinigen. Bei Zorndorf, nördlich vom 
Einfluß der Warte in die Oder, kam es im August zur Schlacht, 
in der die Preußen wieder in der Minderheit waren. Sie gehört 
zu den blutigsten, die je geliefert worden sind. Denn die Russen 
hielten, trotz furchtbaren Verlusten, überraschend tapfer stand 
und fügten auch den Preußen große Verluste zu. Sie wurden 
schließlich geschlagen, woran das Hauptverdienst Seydlitz ge¬ 
bührt, und gingen nach Ostpreußen zurück. 
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