V
136. Konrad Kurz hold, ein deutscher David.
Nach Adolf Becker.
Graf Konrad Kurzbold von Limburg mar König Heinrichs I.
Freund und Ottos des Trotzen Berater. Obwohl klein von Gestalt,
besatz er doch hohen Mut und gewaltige Körperkraft.
Einstmals durchbrach ein Löwe den Käfig. Das mächtige Tier
peitschte die Luft mit dem Schweife, brüllte, datz Menschen und Tiere
erbebten, und zeigte das furchtbare Gebitz. Konrad Kurzbold stand
allein bei dem Könige; das Volk war voll Entsetzen geflohen. Schon
wollte der Löwe sich zum Sprunge niederducken. Der König, der waffen¬
los war, griff hastig nach Konrads Schwert, um mit dem Wüstenfürsten
den Kampf zu beginnen. Doch der Graf kam ihm zuvor, sprang auf den
Löwen ein und lötete ihn mit behendem Schwertstreiche.
Nach einiger Zeit erschien im Lager des Königs ein Heide von
riesiger Grütze und Stärke. Schwer war sein Panzer, lang und fest sein
Speer, scharf und wuchtig sein Hünenschwert. Wie einst Goliath den
Kindern Israels, so sprach dieser Heide dem deutschen Volke und dem
Christengotte laut und öffentlich Hohn und forderte die Krieger des
Königs zum Kampfe heraus; doch keiner mochte wider ihn streiten. Da
trat plötzlich der Graf Konrad Kurzbold von Limburg aus den Reihen
seiner Genossen hervor, stellte sich unerschrocken dem gewaltigen Riesen
zum Kampfe entgegen und durchbohrte ihn sofort mit einem Lanzenstotze.
Mit unendlichem Jubel begrützten die Kampfesgefährten den helden¬
mütigen Sieger, und die Kunde von dieser Tat drang alsbald durch alle
deutschen Gaue. Allenthalben pries man den Grafen Konrad von
Limburg als einen neuen David und besang ihn als einen Gottes¬
helden, als ein Wunder seiner Zeit in Volksliedern.