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türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Doch tobte der wilde
Kam noch unentschieden eine Zeit lang bis auch die Mitte
der feindlichen Schlachtordnung durchbrochen und der Kern der—
selben nach verzweifeltem Widerstande niedergemetzelt war. Jetzt er—
griff alles ents in der wildesten Unordnung die Flucht. Über
20000 Türken hatten in der Schlacht und 30000 während der
Belagerung den Tod gefunden; im Lager fand man außer den
reichen Zelten und 300 Kanonen eine unermeßliche Beute, deren
Wert auf 19 Millionen geschätzt wurde. Frohlockend eilten die
Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller
Glocken aus den Thoren in das Lager hinaus. Als der Polen—
könig ien festlichen Einzug in die befreite Stadt hielt, läuteten
die Glocken, allgemeines Jubelgeschrei erscholl, alles drängte sich
hinzu, um seine Hand oder seinen Mantel zu küssen. Der erste
Gang des frommen Helden war in die Domkirche, um Gott Ehre
und Dank zu geben. Ganz Europa, mit Ausnahme des fraͤn—
zösischen Hofes, nahm freudigen Anteil an dem herrlichen Siege—
J. Bumüller.
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Die Sieger.
1. Es sitzen zu WMien im Railsersaal
die Vürsten und Helden in reicher Zahl.
2. Sie haben entsetzet die bange Stadt,
nach der so gelüstet den Heiden hat.
3. Und als nun zu Ende das reiche Mahl
und freudig geleert der Siegespokal,
4. Spricht einer: „Genug nun mit Sang und Rlang!
Nun sagt, wer die beste Beute errang?“
5. Entgegnet ein Polo: „Des Sultans Gold
hab' ich mir aus seinem Zelte geholt.“
6. Ein Lothringer drauf: „Sein stolzes Panier
erkämpft' ich mit blutigem Degen mir.“
7. Ein Wiener sodann: „Manch reiches Gewand
entriß iech den Flücht'gen mit dieser Hand.“
8. Vin andrer: „Gewaffen, so Helm als Speer,
errang ich und derlei Gezeugs noch mehr.“
9. Vin fünfter: „Iech wählte in aller Vil'
Kamele und Pferde zu meinem Leil.“
10. So wubte ein jeder nach seiner Art
zu sagen, was ihm für 'ne Beute ward. —