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Frankreich.
schenmenge dahin. Zuletzt spielt gewöhnlich die große Fontane, der
Dragon genannt, wo der höchste Wasserstrahl 92 F. hoch steigt.
Calais und Boulogne. In manchem Jahre kommen
wohl aus England hier 50,000 Reisende an. Zur Ueberfahrt von
Calais nach Dover auf der Englischen Küste bedarf das Dampf¬
boot wenigstens 4 Stunden; hingegen von Dover nach Calais
kann es in 2'/, Stunden gelangen, weil die Strömung des Mee¬
res diese Richtung hat und die Fahrt begünstigt. Boulogne ist
größer als Calais und gewöhnlich lebt eine Menge Engländer (zu;
weilen 6OO0) daselbst, so daß man auf den Straßen dek Stadt
beinahe mehr Englisch als Französisch hört. Die Ueberfahrt von
hier nach Dover wahrt weniger lang als von Calais; bei günsti;
gem Winde 2, höchstens 2 */« Stunden, da das Meer von hier
gegen die Englische Küste strömt. Auf einer Anhöhe von Boulogne
erhebt sich die Saule der Bourbons, 185 F. hoch, aus Marmor
in großen und richtigen Verhältnissen erbaut, in deren Jnnerm
man auf einer Treppe von 265 Stufen bis zur Spitze hinaufsteigt,
die sich in einen Altan endigt, und wo die Bildsäule des Friedens
steht, der Europa mit Frankeich versöhnte. Diese Säule verdankt
ihren Anfang dem Französischen Heere, das hier 5 Jahre bis 1805
in dem berühmten Lager von Boulogne, zu der projektirten Lan¬
dung in England versammelt stand, und ihrem Anführer Napo¬
leon diese Säule zu setzen beschloß. Unter Napoleons Regierung
war sie jedoch erst bis zur Höhe von 55 F. vollendet worden.
Reims. Die dasige Kathedrale ist ein majestätisches Go¬
thisches Gebäude, 450 F. lang, 92 breit und 110 F. hoch, und
mit einem trefflichen Portale und zwei 250 F. hohen Thürmen
geziert. In dieser Kirche wurden bis auf die Julirevolution 1850
die Könige von Frankreich gesalbt und gekrönt, was der jedesma¬
lige Erzbischof von Reims, als Primas des Reichs verrichtete.
Der Schatz dieser Kirche, welchen jeder König bei seiner Krönung
mit einer neuen Kostbarkeit vermehrte, enthält unter andern das
mit Goldblech und Edelsteinen reichlich versehene Evangelienbuch,
auf welches die Könige den Eid ablegten.
Nancy. Die Neustadt verdankt daL Meiste ihrer Verschö¬
nerung dem Könige von Polen, Stanislaus Lesczinski, der in dem
Wiener Frieden 1755, zur Entschädigung für Polen, das Herzog¬
tum ^Lothringen, dessen Hauptstadt Nancy ist, mit Beibehaltung
des königl. Titels und unter der Bedingung erhielt, daß nach sei¬
nem Tode Lothringen an Frankreich fallen sollte, dessen damaliger
König Ludwig XV. mit der Tochter des Stanislaus vermählt
war. Diese Neustadt hat massiv und modern gebaute, unter Ei¬
nem Dache fortlaufende Häuser, schöne öffentliche Gebäude, wohl¬
gepflasterte, erleuchtete, regelmäßige breite Straßen und prächtige
öffentliche Plätze und Spaziergänge. Ein Triumphbogen mit drei
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