Die Reformation; Martin Luther. 85
eine regelmäßige FahHelegenheit einzurichten. Noch am Ende seines
Lebens nJbllte Maximtficm sich an die Spitze eines Kreuzzuges stellen/
um die Türken wieder aus Europa zu vertreiben. Aber seinen auf dem
Reichstage zu Augsburg (1518) gestellten Antrag auf eine allgemeine
Türkensteuer, den auch der päpstliche Gesandte Cajetan lebhast unter-
stützte, lehnten die Fürsten ab und trugen ein langes Verzeichnis von
Klagen über römische Geldgier und Anmaßung vor. Im Vorgefühl des
nahen Todes verließ Maximilian Augsburg; schon im Januar 1519
verschied er.
Obwohl Maximilian I. seine Hauptsorge den östreichischen Ländern
zuwandte, verdankt ihm Deutschland doch den Segen des inneren Frie-
dens und des gesicherten Rechts. Er war der letzte ritterliche Kaiser im
Sinne des Mittelalters, wie man ihn denn auch" mit Recht den „letzten
Ritter" aenannt hat. Eine neue Zeit war inzwischen angebrochen, Haupt-
sächlich herbeigeführt durch die Erfindung des Pulvers und der Buch-
druckerkunst und durch die Entdeckung Amerikas; schon über ein Jahr
vor Maximilians Tode hatte Luther seine 95 Thesen angeschlagen. Daher
schließt man mit Maximilian die Geschichte des Mittelalters.
Die W e u z e i t.
14. Die Reformation.
1) Dr. Martin Luther. (Bis 1517.)
a. Jugendzeit. Vor etwa 400 Jahren lebte in dem Dorfe Möhra
bei Eisenach ein armer Bergmann, Hans Luther, mit seiner Ehefrau
Margareta. Die frommen Eheleute zogen nach Eisleben, wo der Berg-
bau damals in Blüte stand, und hier wurde ihnen am 10. November 1483
ein Sohn geboren, der, weil er gleich am folgenden Tage, dem Martins-
tage, getauft wurde, den Namen Martin erhielt. Als der Knabe ein
halbes Jahr alt war, zogen die Eltern nach dem Städtchen Mans-
feld; auch hier hatten sie zuerst mit Nahrungssorgen zu kämpfen.
Luther sagt darüber: „Meine Eltern sind anfangs arm gewesen; mein
Vater war ein armer Hauer (Schieferhauer), und die Mutter hat ihr
Holz auf dem Rücken getragen." Allmählich gestalteten sich ihre Ver¬
hältnisse günstiger. Der Vater erhielt von dem Grafen von Mansfeld
zwei Schmelzöfen in Pacht, erwarb sich ein eigenes, ansehnliches Wohn¬
haus und wurde in den Rot der Stadt gewählt. Strenge Zucht übten
die Eltern an ihren Kindern. Der Sohn schreibt später darüber: „Meine
Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß willen. daß das
Blut floß; mein Vater stäupte mich einmal so sehr, daß ich ihn floh
und ward ihm gram, bis et mich wieder zu sich gewöhnte." Der kleine