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(Tumberlernö glaubte, er müsse sie erst an der Weser erwarten. Nach langem
hin- und herziehen kam es endlich bei dem Dorfe Hastenbeck, südöstlich
von Hameln, zur Schlacht.
Die Franzosen erstürmten gleich zu Anfang eine wichtige Anhöhe und eroberten
die hannoverschen Geschütze. Da glaubte Cumberland, die Schlacht sei verloren, und
befahl den Rückzug. Unterdes aber hatte der tapfere Oberst Breidenbach die
Anhöhe wieder genommen, und der junge (Erbprinz von Braunschweig hatte das Geschütz
zurückerobert, so daß sich nun die Franzosen geschlagen glaubten und auch den Rückzug
antraten. Der endgültige Sieg wäre den Hannoveranern sicher gewesen, wenn nicht
der unfähige Cumberland den Kopf verloren und seine Truppen immer weiter zurück¬
gezogen hätte. Unwillig gehorchten die Truppen seinen Befehlen. Keine Fahrte, fast
kein Geschütz hatten sie verloren, dagegen hatte Breidenbach 300 Gefangene gemacht
und 22 Kanonen erbeutet. Die Franzosen wunderten sich nicht wenig über ihren „Sieg"
und folgten lachend dem fliehenden Sieger. Die Festung Hameln mußte ihnen die
Tore öffnen und wurde tüchtig gebrandschatzt. Das ganze Land war bald in ihren
Händen, und auch die größeren festen Städte beeilten sich, ihnen die Schlüssel aus¬
zuliefern.
Die Franzosen Hausen im Lande. Eine unerhörte Bedrückung des Landes war
die Folge. Der neuernannte französische Oberbefehlshaber Richelieu, der sich schon
in früheren Kriegen durch seine Unterschleife einen Namen gemacht hatte, war von
einer unersättlichen Habgier beseelt, der er jetzt nach Herzenslust frönen konnte. Don der
Kalenbergischen Landschaft verlangte er eine halbe Million Taler Kriegssteuer. Als man
ihm die Unmöglichkeit schilderte, drohte er, „er wolle jede Gilde in Hannover wie jeden
Privatmann besonders taxieren und die Schätzung eintreiben lassen,- genüge das noch nicht,
so solle jedes Haus durchsucht, Geld und Geldeswert mitgenommen und die Leute bis
aufs Hemd ausgezogen werden, ja es wurde angedeutet, daß die (Einäscherung der Stadt
ein gutes mittel sein würde, die Hände zum Gebert willig zu machen." Ausgeführt hat er
die Drohung zwar nicht, er hat aber doch soviel zusammenzuscharren verstanden, daß das
prächtige Lusthaus, das er sich später in Paris bauen ließ, spottweise ,,Pavillon de
Hanovre" genannt wurde. In Braunschweig trieb er es noch ärger, trotzdem man
ihn durch „Geschenke" zur Mlde zu stimmen suchte. „(Er schaltete hier mit der brutalen
Rücksichtslosigkeit eines türkischen Paschas. Bälle, Maskeraden, Opern folgten einander
in ununterbrochener Reihe. Dörfer und kleinere Städte wurden ausgeraubt und ver¬
heert, Brandschatzungen unerbittlich eingetrieben, angesehene, wohlhabende Personen
ohne Grund verhaftet und oft den gröbsten Mißhandlungen unterworfen."
Der schmähliche Vertrag von Zeven. Cumberland hatte sich unterdessen
trotz aller Kampflust seiner Truppen immer weiter zurückgezogen, bis in den
äußersten Zipfel des Regierungsbezirks Stade. Aber auch hier stellte er sich nicht
zum Kampfe, sondern schloß mit den Franzosen den schimpflichen Vertrag von
Kloster Zeven. Nach dem vertrage sollte das ganze Land in den händert der
Franzosen bleiben, die Hannoveraner sollten nur die Städte Stade und Lauen¬
burg behalten. König Georg II. war sehr unwillig über seinen Sohn, rief ihn
nach England zurück und empfing ihn mit den Worten: „Das ist mein Sohn,
der mich zugrunde gerichtet und sich entehrt hat." Er erkannte den Vertrag
auch nicht an, und so ging der Krieg weiter.
Der neue Feldherr. Auf Bitten Georgs sandte Friedrich der Große den
Hannoveranern einen seiner tüchtigsten Feldherrn, den Prinzen Ferdinand
von Braunschweig, einen jüngeren Bruder des Herzogs von Braunschweig.