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Hannover. 
Lüneburg hatte seine schlimmste Zeit im Jahre 1636, als der schwedische 
General Barter von der Hltmarf her das Lüneburger Land überfiel und furcht- 
bar brandschatzte. Die Stadt wurde belagert und konnte sich nur mit einer 
gemaltigen Summe von der Plünderung loskaufen. Sie mußte auch eine 
schwedische Besatzung einnehmen und unterhalten. Im folgenden Jahre gelang 
es dem Herzog Georg, die Schweden aus der Stadt zu vertreiben. 
Sehr viel hat hildesheim durch den Krieg, besonders unter dem Wechsel 
der herrschenden Parteien, zu leiden gehabt. Nach CEillys Sieg bei Lutter am 
Barenberge (1625) stieg die Hoffnung der katholischen Partei, wieder zur alten 
IHacht zu gelangen, bedeutend. Die Jesuiten, die seit 50 Jahren in der Stadt 
wohnten, wurden sogar so kühn, daß sie den evangelischen Prediger Bissen- 
d o r f, der die katholischen Einrichtungen in mehreren Schriften in allerdings 
gemeiner Weise verspottet hatte, zum Tode verurteilten und öffentlich in 
Steuerwald hinrichteten. Während dann Gustav Adolf Tillg vertrieb und dadurch 
den niedersächsischen Ländern Luft schaffte, besetzte Herzog Georg die Stadt. Der 
kaiserliche General Pappenheim suchte ihn zu vertreiben und beschoß vom 
Moritzberge aus die Stadt, mußte aber bald unverrichteter Weise wieder 
abziehen. Darauf zog auch Georg ab, um zu Gustav Adolf zu stoßen- er ließ 
nur eine kleine Besatzung in der Stadt zurück. Jetzt erschien Pappenheim wieder 
und belagerte die Stadt und eroberte sie in sechs Tagen. Die evangelischen 
Bürger wurden schwer bestraft; sie mußten eine Besatzung von 2600 Mann 
aufnehmen und unterhalten und sich außerdem mit der furchtbaren Summe 
von 200 000 Talern von der Plünderung loskaufen. Trotzdem hausten die 
Soldaten fürchterlich in der Stadt. Sämtliche evangelischen Kirchen wurden 
wieder katholisch, die meisten evangelischen Prediger wurden ausgewiesen. 
Allen Bürgern, die zum katholischen Glauben zurückkehren wollten, versprach 
man Befreiung von allen Abgaben. Aber nur 3 von 2000 nahmen daraufhin 
die alte Lehre wieder an. Das ganze Reformationswerk schien in der Stadt 
vernichtet zu sein. Als Pappenheim bald darauf abzog, um Wallenstein zu 
Hilfe zu eilen (Lützen), blieb in hildesheim ein kaiserlicher Oberst, der die Stadt 
so bedrückte, daß hunderte von Bürgern auswanderten. Nach dem Stege bei 
Lützen, der Pappenheim das Leben kostete, zog Herzog Kriedrich Ulrich von 
Braunschweig heran, um die Stadt den Kaiserlichen wieder zu entreißen. Die 
Belagerung war furchtbar, vom Galgenberge her sausten die Kanonenkugeln 
des Braunschweigers in die Stadt, in der bald die größte Not herrschte. Die 
Besatzung hatte bald nur noch Pferdefleisch zu essen. 250 Häuser wurden nieder¬ 
gerissen, um Brennholz zu gewinnen. Aast den ganzen Winter hindurch dauerte 
die Belagerung, endlich (1634) mußte sich die Stadt dem Herzog ergeben. 
Nun ging es der katholischen Partei schlecht: sämtliche Kirchen, auch der Dom, 
wurden evangelisch, und fast schien es, als ob die katholische Lehre ganz aus¬ 
gerottet werden sollte. Die Jesuiten, viele Priester und Mönche wanderten aus. 
So blieb es fast zehn Jahre lang; da wurden durch einen Vertrag die katholischen
	        
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