Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 9)

Zweiter Zeitraum. 
Vom Regierungsantritte Friedrichs des Großen bis zum 
Ausbruch der französischen Revolution: Zeitalter des auf¬ 
geklärten Absolutismus (1740 lns 1789). 
Fünftes Kapitel. 
Preußens Eintritt in die Reihe der Großmächte. 
§ 18. Die europäischen Großmächte um 1740. 
l. Die außerdeutschen Staaten Europas befanden sich beim Tode 
Kaiser Karls VI. in einer starken Spannung, die durch die Aufrollung 
der österreichischen Erbfolgefrage ihren Höhepunkt erreichte; denn durch die 
Verträge, in denen der „Pragmatischen Sanktion" zugestimmt war, hielt 
sich kaum eine Regierung für gebunden. 
Frankri'ich. Vor allem sah Frankreich in den Schwierigkeiten, die dem Hause 
Habsburg drohten, eine erwünschte Gelegenheit, die traditionelle bourbo- 
nische Politik gegen Österreich fortzuführen, die während der ersten Periode 
der langen Regierung Ludwigs XV. in den Hintergrund getreten war. 
Ludwig xv. Für den 5jährigen Urenkel und Nachfolger Ludwigs XIV. hatte Philipp 
1715—1774. von Orleans, der Neffe des verstorbenen Königs und Sohn der pfälzischen Prin- 
zefsin Elisabeth Charlotte (s.S.57), die vormundschaftliche Regierung 
übernommen. Durch seine lasterhafte Verschwendungssucht steigerte er die schon 
vorhandene Fiuanznot ins Unermeßliche und griff, um die Staatskasse zu füllen, 
zu den verwerflichsten Mitteln (Münzverschlechterung, Begünstigung des Banken- 
schwindels des Schotten Law). Nach des ,,Regenten" Tode übertrug der König 
die Leitung der Geschäfte seinem alten Lehrer, dem Kardinal Fleury, der sich 
die Hebnng der wirtschaftlichen Verhältnisse mit Erfolg angelegen sein 
ließ. Trotz seiner auf zahlreichen Kongressen betätigten Friedensliebe sah er 
sich gezwungen, im Interesse des Schwiegervaters seines Königs den polnischen 
Erbfolgekrieg heraufzubeschwören (f. S. 90), und als nach dem Tode Karls VI. 
der aus Lothringen verdrängte Gemahl Maria Theresias, Franz Stephan von 
Toskana, für die Kaiserkrone in Betracht kam, war Frankreich nicht gesonnen, 
diesen Machtzuwachs seines alten Gegners ruhig hinzunehmen. 
Spanien. Während Fleury ■ kriegerische Verwicklungen gern vermieden hätte, 
war Spanien zu erneutem Losschlagen bereit, da Philipps V. Gemahlin
	        
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