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zur unabwendbaren Tatsache geworden: der größte Teil seiner ostindischen
Besitzungen (bis aus Goa und Diu), die Molukken, Kavland und Brasilien
waren verloren, und nur das südamerikanische Reich konnte in den Kämpfen
der nächsten Jahrzehnte den Holländern wieder entrissen werdend) 1668
erkannte Spanien endlich im Frieden von Lissabon die Unabhängigkeit
Portugals an, aber nur englische und namentlich französische Unter-
stützungen hatten diesen Erfolg gezeitigt, und Portugal geriet jetzt ganz
unter den Einfluß Ludwigs XIV: es ist von da an sein Schicksal geblieben,
ein Vasallenstaat fremder Großmächte zu sein.
§ 3. Großbritannien.
1. Die beiden ersten Stuarts (1603—1649). Ein stolzes Erbe
trat der Nachfolger der großen Königin Elisabeth Jakob VI. von Schott- Jakob i.
lcttid2) an, der als Jakob I. zuerst den Titel eines „Königs von Groß- 1603-1625
britannien" führte. Aber es war ihm und seinem Hause nicht beschieden,
kraft königlicher Machtfülle, wie die Tudors es getan hatten, entscheidend
und führend in die großen Fragen der Nation einzugreifen, fondern gerade
im offenen Kampfe gegen das Haus Stuart schuf sich das englische
Volk im 17. Jahrhundert, seinem Revolutionszeitalter, die staatlichen und'
wirtschaftlichen Verhältnisse, auf denen seine Weltstellung im wesentlichen
noch heute beruht.
Jakobs I. schwerster Fehler war es, daß er die Bedeutung, die das Sem Ideal:
englische Parlament als Vertretung des Volkswillens gewonnen hatte,
nicht erkannte und mit Hilfe der absolutistisch regierten anglikanischen
Hochkirche und unter Anlehnung an den katholisch gebliebenen Teil des
Hochadels einen starren politischen Absolutismus durchzuführen ver-
suchte. Zog ihm so sein Anglikanismus einerseits den Haß der Katholiken
zu, der in der Pulververschwörung^) (1605) seinen Ausdruck fand, so
1) In Afrika behaupteten die Portugiesen ihre Besitzungen aus der Ost- und
Westküste, während das Kap, die wertvolle Zwischenstation sür die Fahrt nach Ost¬
indien, von den Holländern besetzt blieb.
2) Die Verwandtschast zwischen den Häusern Tudor und Stuart ergibt sich aus
der folgenden Stammtafel:
Tudor:
, x Stuart:
Heinrich VIII. Margarete verm. mit Jakob IV. von Schottland
Jakob V. (Gem. Maria v. Guise)
Maria 2. Gem. Darnlev.
Jakob VI.
3) Die Erinnerung an die glückliche Vereitelung dieses Gunpowderplot lebt
noch heute in einem Londoner Volksfeste (14. Nov.) fort, an dem eine den Haupt¬
verschworenen Guy Fawkes darstellende Strohpuppe öffentlich verbrannt wird.