Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Teil 9)

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besiegen?" Im Bayernland auf dem L e ch f e l d e, einer weiten 
Ebene, die der Lech durchströmt, stieß Otto mit seinen Deutschen 
auf die furchtbaren Feinde. Sein Heer war nicht zahlreich; doch 
er setzte seine Hoffnung auf Gott. Vor dem Kampfe empfing er 
das heilige Abendmahl und betete zu demHerrn derHeerscharen 
um Hilfe und Sieg. Und alle seine Krieger beteten mit ihm und 
gelobten, treu beieinander zu halten bis in den Tod. Dann 
ging's in die Schlacht. Die Deutschen kämpften voll Löwen- 
mutes. Haufenmeise erlagen die Ungarn ihren grimmigen 
Hieben: was von ihnen der Schlacht entfloh, wurde auf der 
Flucht erschlagen. Nur sieben Mann, heißt es, ließ Otto mit 
abgeschnittenen Nasen und Ohren nach dem Ungarnlande heim- 
kehren, um dort von ihrer schmählichen Niederlage zu erzählen. 
Seitdem wagten es die Ungarn nie wieder, in Deutschland ein- 
zufallen. Auch nahmen sie bald darauf das Christentum an, das 
sie an mildere Sitten gewöhnte. 
4. Das römische Reich deutscher Nation. Otto unternahm 
mehrere Züge nach Italien, wo große Unordnung eingerissen 
war. Dort hatte sich der Markgraf Berengar der Herrschaft 
bemächtigt. Um sich darin noch mehr zu befestigen, wollte er 
die rechtmäßige Erbin der italienischen Krone, Adelheid, 
zwingen, sich mit seinem Sohne zu vermählen. Das wollte die 
Fürstin aber nicht. Daher ward sie in ein festes Schloß am 
Gardasee gesperrt, wo ihr die grausamste Behandlung zuteil 
wurde. Mit Hilfe eines Klosterbruders floh sie durch einen 
unterirdischen Gang, fuhr über den See und fand Zuflucht 
in der Hütte eines armen Fischers. Endlich entkam sie glücklich 
nach dem Schlosse Canossa; von hier schrieb sie an König Otto 
und bat um seine Hilfe. Otto war sogleich dazu bereit, eilte 
mit seinem Heere nach Italien und vertrieb Berengar. Da er 
seine erste Gemahlin Edith a verloren hatte, so vermählte er 
sich mit der jungen, schönen Erbin des Landes. So brachte er 
das Land, das einst zum Reiche Karls des Großen gehört hatte, 
unter seine Herrschaft und ließ sich zum Könige von Italien 
krönen. In Rom setzte ihm der Papst die römische Kaiserkrone 
aufs Haupt (962), wie sein Vorgänger einst Karl dem Großen. 
Von nun an verblieb die Kaiserwürde den deutschen Königen. 
Hierdurch erhoben sie sich über die andern christlichen Herrscher: 
diese alle neigten sich vor des Kaisers Majestät. Das Deutsche
	        
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