Erster Kursus.
Preußische Geschichte.
1. Srandenburg bis zum Regierungsantritt der Holienzollern.
Gründung der Nordmark. Preußen, unser jetzt so mächtiges Vater¬
land, war anfangs klein und unbedeutend. Es ist entstanden aus der
Nord mark, einem kleinen Landstriche an der linken Seite der Elbe, dem
Einflüsse der Havel gegenüber.
Zur Zeit der Völkerwanderung hatten sich zwischen Elbe und Oder
die heidnischen Wenden niedergelassen. Diese waren sehr kriegerisch und
fielen oft raubend und plündernd in das deutsche Gebiet ein. Deshalb
unternahm der deutsche Kaiser Heinrich I. einen Kriegszug gegen sie.
Er besiegte die Wenden, errichtete zum Schutze gegen dieselben eine Grenz¬
oder Markgrafschaft, welche die Nordmark genannt wurde, und setzte
darüber einen Markgrafen (928).
Zweihundert Jahre lang war die Würde eines Markgrafen nicht
erblich. Der deutsche Kaiser ernannte vielmehr geeignete Fürsten als
Markgrasen auf Lebenszeit.
Albrecht der Bär. Im Jahre 1134 übertrug der deutsche Kaiser
die Nordmark als erbliches Reichslehen dem Grafen Albrecht von
Askanien, welcher wegen seiner Tapferkeit und wegen seines Wappen¬
bildes der Bär genannt wird. Diesem gelang es, das ganze Gebiet östlich
der Elbe, welches inzwischen von den Wenden zurückerobert war, wieder¬
zugewinnen. Das neu erworbene Land zwischen Elbe und Oder wurde
die Neumark, die bisherige Nordmark die Altmark genannt. Das Ganze
aber nannte Albrecht die 'Markgrafschaft Brandenburg und sich selbst
Markgraf von Brandenburg.
Albrechts Hauptsorge war darauf gerichtet, das Land zu einem
deutschen und christlichen Staate zu machen. Er zog viele deutsche An¬
siedler nach Brandenburg, welche sich an der Elbe, Havel und Spree
niederließen. Diese bestellten fleißig den Acker und verwandelten die Sumpf¬
gegenden in fruchtbare Felder und liebliche Gärten. Sie trieben auch
Handel und Gewerbe und verbreiteten deutsche Sitte und deutsche Bildung.
Um das Christentum unter dem Volke zu befestigen und weiter
zu verbreiten, berief Albrecht Priester ins Land, setzte Bischöfe ein und
ließ viele Kirchen und Klöster bauen.
Albrechts Nachkommen regierten fast 200 Jahre mit Macht und Ruhm
und vergrößerten die Mark bis über die Oder hinaus.
Eine trübe Zeit. Die tturmarf. Nach dem Aussterben dieses edeln
Geschlechtes kam eine recht trübe Zeit über Brandenburg, welche fast ein
volles Jahrhundert dauerte. Das wichtigste Ereignis in diesem Zeiträume
war die Erhebung Brandenburgs zum Kursürstentume i. I. 1356.
Der erste Kurfürst war Ludwig II. aus dem Hause Bayern.
* Die meisten Fürsten, welche damals über Brandenburg herrschten, waren schwache
und unfähige Regenten, die sich wenig um das Wohl des Landes kümmerten. Von