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und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren
(1291) die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung Akkon 1291
oder Ptolemais, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß ans das öffentliche Leben
und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann
durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schen-
hingen an weltlicher Macht. Anch manche Herzöge und Grafen erhielten
einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Hörige
Bauern, die das Kreuz nahmen, wurden frei, andern in der Heimat mußte
die Fronlast erleichtert werden. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge
den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und
mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten
größere Vorrechte. Nicht minder wuchs das Ansehen des Ritterstandes,
dessen eigenartige Sitten und Einrichtungen sich damals ausbildeten und
dessen Bestrebungen vorzugsweise durch die Kreuzzüge veredelt wurden.
In den geistlichen Ritterorden (s. § 46, 1), welche infolge der Kreuz-
züge entstanden, offenbarte sich der erhabene Charakter des Rittertums. Im
allgemeinen erweiterten die Kreuzzüge den geistigen Gesichtskreis. Die
Völker traten sich näher; neue Länder, Pflanzen und Tiere wurden be-
kannt, fremde Sprachen studiert, die Werke der gelehrten Griechen und
Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue Gegenstände für ihre
Künste zugeführt, den Wissenschaften neue Aufgaben gezeigt usw.
Fragen: Welchen Einfluß hatten die Kreuzzüge auf die Staatenbildung
Europas? — Wie unterstützten sie das Streben der Päpste nach der Oberherr-
schaft über die weltliche Macht? — Wie förderten sie die Entwicklung des Bürger-
tums? — Welchen Vorteil hatten Künste und Wissenschaften davon? — Wie
wurden Handel und Gewerbe gefördert? — Wie trugen sie zur Veredelung des
Rittertums bei? — Welchen Einfluß hatten sie auf die Sittlichkeit? — „Tasso"
(Verfasser des „befreiten Jerusalem") von Goethe.
Gleichzeitiges um das Jahr 1100: Heinrich IV. in Deutschland. —
Kämpfe mit den Päpsten feit Gregor VII In Spanien bekämpft der Cid die
Mauren. — In England herrschten feit Wilhelm dem Eroberer die Normannen.
— Gottfried von Bouillon erobert Jerufalem.
43» Friedrich I. Barbarossa (1152—1190).
1. Wie sein Oheim Konrad III., der erste Staufer, zur Re¬
gierung gelangte. Nach dem Erlöschen des fränkischen Kaiserhauses lenkte
die päpstliche Partei die Wahl auf den fechzigjährigen Lothar von Sachsen
(1125—1137). Er ließ feine Wahl vom Papste bestätigen und nahm 1125
die Mathildischen Güter (Toskana) von diesem als Lehen. Seine Tochter
und die Anwartschaft auf sein Herzogtum Sachsen gab er Heinrich dem
Stolzen von Bayern, dessen Macht, wie dieser sich rühmte, von Meer
zn Meer reichte (d. i. von der Nordfee bis zum Mittelmeer; nur Thüringen
und Franken gehörten ihm nicht). Die Nordmark erhielt Albrecht der
Bär von Ballenstedt (1134). Mit dm staufischen Brüdern Friedrich 1134