Äus der llnr.cit.
61. Dr. Martin Luther und die Reformation (1483—1546).
1. Der begabte Bergmannssohn und seine Erziehung. Der
Mann, welcher der Sehnsucht seiner Zeitgenossen eine Stimme und einen
kräftigen Willen lieh und der neuen Zeit den Stempel seines Geistes auf-
drückte, ist dem Bauernstande entsprossen. Sein Vater, der Bergmann
Hans Luther, zog mit sei-
ner Gattin Margarete aus
Möhra bei Eiseuach des bes-
seru Erwerbs wegen nach dem
Unterharze. Hier wurde ihm
in Eisleben am 10. No-
vember 1483 ein Söhnlein
geboren, das in der Taufe am
folgenden Martinstage Martin
geheißen ward. Ein Jahr
später zog Hans Luther nach
Mansfeld. Seine redliche
Arbeit segnete Gott, so daß
er zu ziemlichem Wohlstande
kam und seinen acht Kindern
eine gute Erziehung geben
konnte. Den schwächlichen aber
wohlbegabten Martin hat er
oft auf den Armen zur Schule
getragen, ihn aber auch nicht
selten mit großer Strenge „gestäupt". Uber seine Eltern und seine
Jugend berichtet Luther: „Ich bin eines Bauern Sohn. Mein Vater,
Großvater und Ahnherr sind rechte Bauern getoeft. Hernach ist mein
Vater nach Mansfeld gezogen und ein Berghäuer worden. Meine Eltern
sind erstlich arm getoeft. Mein Vater war ein armer Häuer, und die
Mutter hat das Holz auf dem Rücken heimgetragen. Sie haben fich's
lassen blutsauer werden, damit sie uns 8 Kinder erzogen haben.
Meine Eltern haben mich gar hart gehalten, daß ich darüber ganz schüch¬
tern wurde. Die Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuß
willen, daß das Blut danach floß." Im 14. Jahre kam der Knabe auf
die Schule nach Magdeburg und später, der Kostensparnng wegen, zu
Verwandten nach Eisenach. Hier hat er sich als Chorschüler mit seinem
Beten und Singen das Wohlwollen der Frau Cotta erworben und von
Polack, Geschichtsbilder. 20. Stuft. Stulg. A. 17
V0. Luthers Geburtshaus in (Eisleben.