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Männern. Sie folgten ihnen in die Schlacht, um durch
ihren Zuruf die Kämpfenden anzufeuern und die Verwun¬
deten zu pflegen. Daheim standen die Frauen dem Hauswesen
vor; sie besorgten auch mit den Knechten die Feldarbeiten,
während die freien Männer, wenn sie nicht auf der Jagd
umherstreiften, in fröhlichen Gelagen bei Bier und Met
die Thaten der alten Helden besangen, kühne Unterneh¬
mungen berieten oder Angelegenheiten der Familie und der
Gemeinde besprachen.
3. Bürgerliche Einrichtungen. — Das deutsche
Volk bestand aus einer Menge einzelner Völkerschaften. Sie
lebten unabhängig von einander, hatten aber gleiche Sitten
und Einrichtungen. An ihrer Spitze standen Fürsten
(Vorsteher), die aus den angesehensten und erfahrensten
Männern gewählt wurden. Bei einigen Stämmen gab es
auch Könige. Die wichtigen Angelegenheiten wurden von
der Volksversammlung beraten, die zu bestimmten
Zeiten unter freiem Himmel zusammentrat. Eine mächtige
Eiche oder Linde bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft;
man nannte sie Malstatt. Alle freien Männer hatten
das Recht, hier zu erscheinen. Die Ordnung bei den Ver¬
sammlungen hielten Priester aufrecht, deren Mahnung
sich jeder willig fügte, denn sie waren die Diener der Gottheit.
4. Religion der Deutsche n. — Wie alle heid¬
nischen Völker, verehrten die alten Deutschen viele Götter.
Ihr höchster Gott hieß Wodan. Der regierte die Welt
und lenkte der Menschen Schicksal, verlieh den Sieg in der
Schlacht und nahm die gefallenen Helden auf in seinen
Himmelssaal. Weil er an der Spitze aller Götter stand
und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch
den schönen Namen Allvater. Nicht in Tempeln, sondern
in Hainen und Wäldern wurde der Gottesdienst gehalten.
Dort, unter alten, geheiligten Bäumen brachte man den
Göttern Früchte des Feldes oder Pferde, die liebsten Tiere,
bisweilen auch Menschen als Opfer dar; dort betete man,
den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit.
An ein zukünftiges Leben glaubten die Deutschen fester, als
irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Todes¬
furcht. Der Tod in der Schlacht führte ja die Tapferen