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Könige zu versöhnen, Richard's Heftigkett und Stolz vermehrte den allen 
GroÜ. Als die Mauern von Acre erstiegen waren, riß Richard eine 
Fahne, die der Herzog Leopold von Oestreich aufgepflanzt hatte, herunter, 
trat sie in den Koth und richtete dafür die englische Fahne auf. Da¬ 
durch beleidigte er die übrigen Kreuzfahrer; Deutsche und Franzosen 
verließen Palästina und kehrten heim, ohne Jerusalem anzugreifen 
Richard kehrte nach manchem tollkühnen Wagestück gleichfalls zurück, litt 
Schiffbruch an den Küsten des adriatischen Meeres und wollte nun ver¬ 
kleidet seinen Weg durch Deutschland nehmen. Wie er gefangen und 
durch seinen Sänger auf seltsam romantische Weise erkannt wurde, haben 
wir schon berichtet. Heinrich VI. ließ sich seine Freiheit mit 180,000 
Mark Silbers bezahlen. 
So sehr König Richard's rohe Kampflust dem Bernde zuweilen be¬ 
schwerlich fiel. war er doch seines ritterlichen Muthes wegen der Liebling 
und der Stolz seines Volkes, in dessen Munde er durch Sagen und 
Lieder fast wie der fabelhafte König Artus unsterblich blieb. 
Seinen Bruder und Nachfolger dagegen, den König Johann (ge¬ 
wöhnlich „Johann ohne Land" genannt), der eben so feige als grau¬ 
sam war und den Thron mit dem Morde eines Kindes, seines Neffen 
Arthur, erkaufte, haßte und verachtete das englische Volk. Im Kriege 
mit Philipp August verlor er in der Folge alle französischen Besitzungen: 
die Normandie, Anjou und Guyenne, und unterwarf sich am Ende, um 
seinen Thron durch Rom zu schützen, dem Papste Jnnocentius III. als 
Vasall. Da erhoben sich im Jahre 1215 die Barone des Reiches und 
zwangen ihn, den großen Freiheitsbrief (magna cliarta) zu geben, in 
welchem nicht nur die Unabhängigkeit Englands, sondern auch das per¬ 
sönliche Recht eines jeden Bürgers gesichert wurde. Nur mit Mühe 
konnte sich Johann's Sohn, Heinrich III., der von dem größten Theile 
der Nation zum Könige von England ausgerufen ward, behaupten; als 
aber auch er, französischen Günstlingen hingegeben, das Land durch päpst¬ 
liche Erpressungen bedrücken ließ, ergriffen die Reichsbarone, welche schon im 
Jahre 1222 einen Reichsrath bildeten (das obere Parlament), die Zügel 
der Regierung, und der König, der mit seinem Anhange gegen sie aus¬ 
zog, gerieth in Gefangenschaft, aus der ihn sein tapferer Sohn Eduard 
befreite. Wie die Könige von England in ihrer Macht allmählich be¬ 
schränkt wurden, und die Rechte des Volkes sich hoben, so wurden da¬ 
gegen die Könige von Frankreich durch Ausdehnung ihrer Hoheitsrechte 
über die eroberten Provinzen stets mächtiger und reicher, so daß die 
Königsgewalt allmählich den Vasallen gegenüber zu einer unbeschränkten 
wurde.
	        
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