— 17 —
Kreuz um, schmückte sein Haupt mit der Krone, gab ihm
einen Kelch in die Hand und legte ein goldenes Evangelien¬
buch auf seine Kniee. 72 Jahre war der Kaiser alt, als
er starb; 46 Jahre hatte er regiert.
9. Deutschland unter den Karolingern
(bis 911.)
1. Unordnung und Zwietracht in Deutsch¬
land. — Unter Karls Nachkommen, den Karolingern,
wurde das große fränkische Reich bald in mehrere Teile
zersplittert. Deutschland und Frankreich trennten sich (843)
für immer von einander und bildeten eigene Staaten. In
Deutschland herrschten die Karolinger nach Karls Tode noch
beinahe 100 Jahre. Es war eine recht traurige Zeit. Den
Königen gebrach es an der nötigen Herrscherkraft; mehr
und mehr sank ihr Ansehen. An der Spitze der einzelnen
Völkerschaften (der Sachsen, Bayern rc.) erhoben sich Her¬
zöge, die dem Könige nicht untertänig sein mochten? Da¬
her riß Unordnung und Zwietracht im Reiche ein. Und
die innere Zwietracht machte Deutschland auch schwach
und wehrlos gegen äußere Feinde.
2. Die Normannen, Slaven und Ungarn.—
Von Norden her, aus Dänemark und Norwegen kamen auf
leichten Schiffen die beutelustigen Normannen (Nordmänner)
in die Mündungen der Flüsse hereingefahren, schleppten
Menschen und alle Habe fort und verheerten Stadt und Land
mit Feuer und Schwert. „Von der Normannen Not erlös'
uns, lieber Herre Gott!" betete man in allen Kirchen. Von
Osten suchten die Slaven oder Wenden die deutschen
Gaue heim. Das waren Völkerschaften, aus Rußland
stammend, die zur Zeit der Völkerwanderung, als so viele
deutsche Stämme von ihrer Heimat ausgezogen waren, die
verlassenen Gegenden östlich von der Elbe in Besitz ge¬
nommen hatten. Eine furchtbare Geißel für Deutschland waren
endlich die räuberischen Ungarn. Auf ihren schnellen
Pferden stürmten sie ins Sand herein, trieben den Bauern
ihr Vieh weg und sengten und plünderten, wohin sie kamen.
Und sammelte sich nun allmählich ein Haufe deutscher Krieger
Andrä, Vaterländische Geschichte. 2. Aufl. 2