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derselben kennen lernen sollte, und führte in Berlin die erste Spinn¬
maschine ein. In dem großen Militär-Waisenhause zu Potsdam fertigten
die Mädchen Brabanter Spitzen, die denen aus Brüssel fast gleich kamen,
und bald blühte die Spitzenklöppelei, sowie die Sammet-, Seiden- und
Kattunmanufaktur im Lande auf. Die königliche Porzellan-Manufaktur,
die (1761) nach dem Vorbilde der Meißener errichtet war, konnte bald
mit dieser wetteifern.
Zur Unterstützung des Handels gründete Friedrich der Große 1765
in Berlin die königliche Bank mit Zweigbanken in den Provinzen, die
den Geschäftsleuten Geld zu billigen Zinsen lieh und den infolge des
Krieges tief gesunkenen preußischen Wechselkurs bald wieder ins Gleich¬
gewicht brachte. Der König gab selber der Bank ihre ganze Einrichtung,
bezahlte die Kosten derselben, übernahm die Bürgschaft und gab ihr ein
Grundkapital von 8 Millionen Thalern. Ebenso gründete der König
1772 die Seehandlungs-Gesellschaft, die den auswärtigen
Handel unterstützen sollte; sie erhielt den Alleinhandel mit Wachs und
Salz und mußte ihren Gewinn zu gemeinnützigen Zwecken verwenden.
Der überseeische Handel, um des willen Emden zum Freihafen erklärt
wurde, wollte nicht gedeihen; dagegen wurde durch den König die schon
alte, aber durch die abgünstigen Holländer unterdrückte Emder Herings¬
fischerei wieder ins Leben gerufen. Friedrich gewährte ihr nicht nur
Schutz, sondern belegte den holländischen Hering' mit einem hohen Ein¬
gangszoll, den er unverkürzt der Emder Heringsfischerei zuwandte; in¬
folge dessen blühte diese schnell auf. Zur Hebung des Binnenhandels
wurde der Bau von Kanälen (S. 116) eifrig fortgesetzt; nach der Teilung
Polens wurde 1772—1773 der Bromberger Kanal gebaut.
Dem Schulwesen widmete Friedrich der Große seine stete Auf¬
merksamkeit. Er bestätigte alle Verordnungen seines Vaters über das¬
selbe und forderte schon im zweiten Jahre seiner Regierung die Adeligen
auf, fich der Schulangelegenheit auf ihren Dörfern mit Eifer angelegen
sein zu lassen. Während der ersten Hälfte seiner Regierung konnte er
infolge der Kriegsunruhen für die Schule wenig thun; aber der Huberts¬
burger Frieden war noch nicht unterzeichnet, als der König von Leipzig
aus an feinen Minister schrieb, er habe acht sächsische „Schnlhalter" an¬
geworben, um sie zur Besserung der Landschulen zu verwenden, und
ftin erstes größeres Werk nach dem Frieden war sein „General-Land-
Schul-Realement" von 1763, eine neue Schulordnung für den
ganzen preußischen Staat, die als Grundlage des ganzen neueren Volks¬
schulwesens angesehen werden kann. Mit höchstem Mißfallen, sagt der
König in dem Vorworte dieses Gesetzes, habe er wahrgenommen, wie
das Schulwesen in seinen Staaten in Verfall geraten sei; so ange¬
legentlich er nun sein Augenmerk auf die Wohlfahrt seiner Unterthanen
richte, so notwendig erachte er es, „den Grund dazu durch eine ver¬
nünftige sowohl als christliche Unterweisung der Jugend zur wahren
Gottesfurcht und anderen nützlichen Dingen in der Schule legen zu
lassen." Alle Verhältnisse der Volksschule'werden dann aufs genaueste
bestimmt. Knaben und Mädchen sollen im Winter und Sommer regel¬
mäßig die Schule, besuchen, Versäumnisse soll die Obrigkeit bestrafen.