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Mongteskiö (Montesquieu) machte die Franzosen mit der
freien englischen Verfassung bekannt, Woltär (Voltaire)
zerstörte alle religiösen und politischen Vorurtheile, und
Russo (Rousseau) schrieb über Freiheit und Gleichheit.
Die sogenannten Enzyklopädisten (Diderot, d’Alembert u. a.)
aber verbreiteten die Lehren der gelehrten Männer im
Volke.
Leider gab es auch solche Schriftsteller, welche sich nicht von
Gerechtigkeit und Liebe leiten ließen, sondern von ihren
Leidenschaften ober von niedrigem Egoismus. Ost
wurden halbwahre Lehren in Schlagwörter gefaßt, b. H. in
Wörter, welche sich bem Gebächtnis ber Menschen be-
quem einprägen, wie z. B. ber Ausspruch bes Abbe Siäjä
(Sieyes): Was gehört bem Volke? Alles. — Was ver¬
tan gt es? Wenig. — Was hat es? Nichts.
Das Ende des absoluten Königthums: 1787—89.
Lnbwig XVI. (1774—93) war gutmüthig aber schwach.
Er konnte es nicht Hinbern, baß seine Gemahlin Marie
Antonette (Tochter Maria Theresia's) unb seine Verwanbten
bie bisherige Verschwendung fortsetzten.
Um den Staatsbankerott abzuwehren, berief man 1787
eine Versammlung der Notabeln (Vornehmen); aber diese
wollten Nichts von ihren Vorrechten aufgeben. So wurde
man gezwungen, sich an das ganze Volk zu wenden.
Der Finanzmimster NecEer ließ demzufolge außer Adlichen
und Geistlichen auch den dritten Stand einberufen: 1789,
und ba gerabe unter ben Abgeorbneten bes britten Staubes
viele burch Klugheit ausgezeichnete Männer waren (Mirabeau,
Sieyes), so errang biefer in ben Verathungen balb bie Vor¬
herrschaft.
Auf biefe Weife würbe ohne Zweifel eine Reformation zu
Stanbe gekommen fein, hätte ber Hof nicht auf Reaktion hin¬
gearbeitet, unb bas Volk auf Revolution.
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