Es muß als ein pädagogischer Fehler bezeichnet werden,
daß man beim Geschichtsunterricht in Mädchenschulen genau
denselben Stofs benutzt wie in Knabenschulen. Welches
Interesse haben Mädchen an Völkerbündnissen und politischen
Ideen, an Erbverträgen und Teilungen, an Kriegen und
Schlachten? Wenn schon das Interesse des Kindes über¬
haupt bei diesem Unterricht mehr an..'der Person als an
der Sache haftet, so ist dies bei den Mädchen in noch
höherem Maße der Fall. Daher sind beim Geschichtsunter¬
richt in Mädchenschulen nur Lebensbilder zu geben.
Das Mädchen kann sich zwar auch an Helden begeistern,
aber es sucht seine Ideale doch vorzugsweise in der Frauen¬
welt und neben den Lebensbildern bedeutender Männer
müssen auch diejenigen berühmter Frauen ausgewählt
werden. Diese Auswahl darf sich jedoch nicht bloß auf
fürstliche Personen beschränken, es können auch Frauen
aus dem Volke in die Erzählungen aufgenommen werden,
wenn sie dem Zwecke des Geschichtsunterrichts überhaupt
entsprechen. Die vaterländische Geschichte ist dabei
aus naheliegenden Gründen vorwiegend zu berücksichtigen.