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in die Armee, die Wohlhabenderen in die Landwehr zu bereinigen, und damit
nicht nur eine Scheidewand zwischen beiden herzustellen, sondern vielleicht bei
zunehmendem Wohlstand der Bevölkerung der Armee selbst ihren Bedarf an
Rekruten zu schmälern. Wenn indessen aus der ganzen Masse der Dienst¬
pflichtigen das Los diejenigen bestimmte, die in das stehende Heer einzutreten
hatten, und die Übrigbleibenden von selbst der Reservearmee zufielen, schien
jenes Bedenken beseitigt.
Vorerst freilich blieben alle diese Anregungen nur Entwürfe. Einmal
konnte der König sich nicht davon überzeugen, daß dazu jetzt schon die Zeit ge¬
kommen sei; dann warfen sich bald äußere Verhältnisse hemmend in den Weg.
Der Vertrag, der im Herbst 1808 von Napoleon erzwungen ward, stellte ein
Maximum der Truppenmacht fest, die Preußen halten durfte, und untersagte
ausdrücklich die Bildung einer Nationalmiliz. Doch war als Keim für künf¬
tige Tage das jetzt Angeregte nicht verloren und ist in den kommenden Zeiten
der Entscheidung fruchtbar und mächtig aufgegangen.
Es war so vieles zu thun, was keine Verzögerung zuließ, das; es sich
wohl begriff, wenn der König von den weiter greifenden Entwürfen manchen
vorerst noch zurücklegte. Schon die neue Bildung des stehenden Heeres war
eine ungewöhnlich mühevolle Arbeit. Nachdem die schuldigen Offiziere verurteilt
oder entfernt, die aus den abgetretenen polnischen Gebieten entlassen, die über¬
zähligen auf halben Sold gefetzt waren, galt es nun, mit dem so geläuterten
Offizierstand ein neues Heer zu bilden, dessen Kosten die finanzielle Kraft des
Landes nicht überstiegen und das doch die Möglichkeit an die Hand gab, zur
rechten Zeit für die Ehre und Unabhängigkeit des Staates die nötige Ver¬
mehrung eintreten zu lassen. Weitn man erwägt, von welchen Bitten und An¬
sprüchen der Entlassenen die Regierung bestürmt ward, wie viele persönliche
Interessen durch die Neubildung verletzt wurden, wie die Soldaten und das
nötige Material, über einen großen Raum hin zerstreut, oft nur mit größter
Mühe beizubringen waren und den leitenden Männern zudem nicht einmal die
freie Verfügung über das vom Feinde besetzte Land und feine Hilfsquellen zu¬
stand, so war es gewiß der höchsten Anerkennung wert, daß noch vor Ende des
Jahres 1807 die Grundzüge der neuen Organisation des stehenden Heeres voll¬
endet waren. Fußvolk und Reiterei wurden beide neu formiert, bei jenem
namentlich Bedacht genommen auf die Vermehrung der leichten Infanterie, die
Kleidung einfacher und zweckmäßiger gemacht, der Bestand der Kompanieen so
eingerichtet, daß die Last nicht zu groß war für die Tragkraft des Landes und
die Ersparnisse der Staatskasse zu gute kamen, zugleich aber doch ein Überschuß
an Offizieren zugelassen, damit, sobald das Bedürfnis eintrat, die Vermehrung
der Armee keine Schwierigkeiten bot. Das ausländische Werben war völlig
abgestellt, das Heer sollte fortan nur aus den Landeskindem gebildet werden.
Unangefochten wurden diese Neuerungen nicht ins Werk gesetzt. Neben
den Ungeduldigen, welche die Schwierigkeiten nicht erwogen und denen die