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Langsam folgte unser Boot, von anjerm Fischer geleitet, dem
treibenden Netze. Plötzlich bewegten sich die Pümpel des Netzes heftiger;
die Augen des Fischers und seines Maats leuchteten: ein Fisch hatte sich
in den Maschen verstrickt. Langsam ward das Netz von den Fischern in
die Höhe gezogen. Der Rücken des spindelförmig gestreckten Fisches, mit
fünf Längsreihen großer Knochenschilder zu beiden Seiten des Körpers,
dann eine Art Rüsselschnauze, an der vier Bartfäden herabhingen, erschien
an der Oberfläche des Wassers. Der Fischer hatte die bereitliegende
Harpune ergriffen, ein kräftiger Stoß — und das Eisen saß fest im
Rücken des Fisches. Es war ein prächtiges Tier, das trotz des starken
Harpunenstoßes das dahinrauschende Wasser noch peitschte. Doch das
Eisen hielt, und endlich befand sich der wertvolle Fisch wohlgeborgen im
Boote. Er hatte eine Länge von 2^2 m; doch sagte uns der Fischer,
daß der Stör bisweilen eine Länge von 4 bis 5 in erreiche.
Erwartungsvoll blickte Christian, der Maat, jetzt seinen Herrn an,
und beinahe ängstlich kamen die Worte: „Hett he ok Moos?" von
seinen Lippen. „Jawoll, Krischan," erwiderte der Fischer, „Moos in Hüll
und Füll!" Ein befriedigendes Lächeln glitt über die gebräunten Züge
des alten Maats. „Aber, was ist Moos?" fragten wir den Fischer, „und
warum schmunzelt Christian noch immer so vergnügt?" „Moos ist Rogen,"
antwortete der Fischer, „ein Rogener wird uns vom Händler in Glückstadt
doppelt so teuer wie ein Milchener bezahlt. Da nun mein Maat ein
Drittel des Handgeldes erhält, werden Sie seine Freude verstehen können."
Während dieses Gesprächs hatten Fischer und Maat einen Strick
durch die Kiemen des Fisches gezogen und mit einem zweiten auch den
Schwanz des Tieres gefesselt. Dann wurde der Gefangene ins Wasser
gelassen, beide Taue mit künstlich geschlungenem Knoten am Bootsrand
befestigt, und Netz, Boot und Stör trieben nun weiter elbabwürts.
Die Störe, die vorzüglich Nord- und Ostsee, aber auch das Schwarze
Meer und in ungeheuren Massen den Kaspisee bewohnen, suchen zur
Laichzeit das süße Gewässer der Flüsse auf. Im Rhein, in der Donau,
in der Elbe und Eider werden sie ziemlich weit landeinwärts gefangen.
Der Fang währt vom April bis August. Das Fleisch der Störe ist
schmackhaft, aber was ihnen einen so hohen Rang unter den Geschlechtern
in beschuppter Haut gegeben, ist ihr Rogen, der unter dem Namen Kaviar
den geschätztesten Leckerbissen der Frühstückstafeln bildet. Aus der Schwimm¬
blase des vornehmsten unter ihnen, des Hausen, bereitet man einen vor¬
züglich feinen, zu mannigfachen Zwecken verwendbaren Leim.
Die Störe sind arge Räuber, die sich im Meere von Heringen,
Makrelen und Schellfischen, in den Flüssen von Karpfen und andern
Tieren nähren. Sie wandern in Gesellschaft, legen ihre zahlreichen Eier
am Grunde der Flüsse ab und kehren bald ins Meer zurück, während die
Jungen länger, vielleicht zwei Jahre, in den Flüssen verweilen. Im