397
er schwingt es auf des Reiters Kopf,
haut durch bis auf den Sattelknopf,
haut auch den Sattel noch in Stücken
und tief noch in des Pferdes Rücken.
Zur Rechten sieht man wie zur Linken
einen halben Türken herunter sinken.
Da packt die Andern kalter Graus;
sie fliehen in alle Welt hinaus,
und Jedem ist’s, als würd’ ihm mitten
durch Kopf und Leib hindurch geschnitten.
Drauf kam des Wegs ’ne Christenschaar,
die auch zurückgeblieben war;
sie sahen nun mit gutem Bedacht,
was Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat’s der Kaiser vernommen.
Der liess den Schwaben vor sich kommen;
er sprach: „Sag’ an, mein Ritter werth,
wer hat dich solche Streiche gelehrt?“
Der Held bedacht’ sich nicht so lang’:
„„Die Streiche sind bei uns im Schwang,
sie sind bekannt im ganzen Reiche;
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.““
28. Rudolph von Habsburg.
Nach dem Tode Friedrichs II. aus dem Hause der Hohenstau¬
fen begann in Deutschland eine traurige Zeit. Das Reich entbehrte
lange Jahre eines Kaisers, der Recht sprach im Lande und auf
Ordnung sah. Jeder that nach seines Herzens Gelüste, und wilde
Fehden verheerten die deutschen Gauen. Diesem trostlosen Zu¬
stande machte die Wahl Rudolphs von Habsburg zum Kaiser ein
Ende. Der neue Kaiser machte es sich zur Aufgabe, Recht und
Ordnung wieder herzustellen. Zuerst brachte er die Fürsten zum
Gehorsam; in blutiger Schlacht bezwang er den stolzen Ottokar,
König von Böhmen. Dann kam die Reihe an die unruhigen Edel¬
leute, die nicht aufhörten, sich zu befehden, zu rauben und zu plün¬
dern. Bei strenger Strafe gebot ihnen Rudolph, diesem Unfug
zu entsagen. Er durchzog darauf persönlich Schwaben, Franken
und die Rheinlande, nöthigte die widerspenstigen Grasen und Rit¬
ter zum Frieden, zerstörte in der Wetterau, in Schwaben und
Thüringen eine Menge Raubschlösser und ließ eine gute Anzahl
Edelleute wie gemeine Straßenräuber aufknüpfen. In einem einzi¬
gen Jahre wurden einmal auf seinen Befehl siebenzig Burgen nie¬
dergerissen, und er selbst verurtheilte dreißig von ihren Besitzern
zum Tode. Hatten die Reichsstände selbst gegen einander zu kla¬
gen, so war er bereit, sie zu hören und ihre Streitigkeiten beizu¬
legen. Unermüdet war er für die Wiederherstellung der Ruhe und
Ordnung im Reiche besorgt, und immer wußte er Milde und
Strenge auf das Schönste zu vereinigen. Oft führte er das Wort
in dem Munde: „Wohl regieren ist eine größere Kunst, als die