Full text: Kurfürst Friedrich I. (Bd. 1)

I. Die Zeit vor den Zollern. 
1. Die Mark Brandenburg. 
Die weiten Ebenen zwischen Oder und Elbe, um die 
Havel und die Spree, waren lange vor der'Geburt Christi 
Wohnsitze deutscher Stämme. Aber es kam die Zeit, wo der 
sandige Boden nicht mehr die notwendige Nahrung hergab 
für die Menge des Volkes. Gelockt durch die Kunde von 
wärmeren und schöneren Ländern im Süden und Westen, 
verließen die Deutschen ihre Heimat in solchen Scharen, daß 
nur eine dünne Bevölkerung zurückblieb. Da brach von Osten 
her das Volk der Slaven, hier Wenden genannt, in die 
verlassenen Sitze ein, unterwarf, was von Deutschen übrig 
geblieben war, überschritt sogar die Elbe und setzte sich auch 
jenseits derselben fest. Die Wenden waren ein tapferes Volk, 
auch in den Werken des Friedens geschickt. Sie bearbeiteten 
den Acker, schmiedeten das Eisen, bauten See- und Flußschiffe, 
trieben allerlei Gewerbe und ausgebreiteten Handel. In 
schmuckreichen Tempeln beteten sie vor ihren geschnitzten und 
bemalten Götzenbildern. Auf dem Harlunger Berg vor dem 
alten Brandenburg stand der Tempel des Triglaff, des drei- 
köpfigen Gottes. Ihm zu Ehren wurde dort ein schwarzes 
Roß gefüttert; das verstand die Zukunft zu deuten. Beab¬ 
sichtigte der^Fürst einen Kriegszug, so legte man in einiger 
Entfernung Speere reihenweis auf den Boden und führte 
den Rappen darüber hinweg. Trat er in die Lücken, so be¬ 
deutete das Glück für den Kriegszug, trat er aber auf die 
Speere oder zertrat er gar den einen oder den andern, so 
galt das als Warnung. 
Immer heftiger drängte das zahlreiche Volk der Wenden 
auf tue Deutschen. Der große Kaiser Karl, der alle deutschen 
Stämme zu einem mächtigen Reiche geeint hatte, that ihren
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.