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Preußens Könige und ihre Zeit.
Nreustens Könige und ihre Zeit.
35. Friedrich I. 1701—1713.
Vorbereitungen zur Krönung. Da Kurfürst Friedrich III. mehr
Länder besaß als andere Kurfürsten und außerdem eine Kriegsmacht auf¬
stellen konnte, wie es nur Könige vermochten, so wollte er, daß man seine
Macht auch äußerlich anerkenne. Es war daher sein Vornehmen, das
Herzogtum Preußen (Ostpreußen) zu einem Königreich und sich selbst zum
Könige zu erheben.. Als nun auch der deutsche Kaiser in Wien seine Ein-
willignng dazu gegeben hatte, machte sich Friedrich im Dezember 1700 mit
seiner Familie und dem Hofstaate auf den Weg nach Königsberg, um sich
dort krönen zu lassen.
Die Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung und Salbung statt,
nachdem am Tage vorher der schwarze Adlerorden gestiftet worden. Dieser
besteht aus einem silbernen Stern, in dessen Mitte der schwarze Adler
schwebt, mit der Umschrift: suum cuique! (jedem das Seine). Schon in
der Frühe versammelten sich die vornehmsten Männer auf dem Schlosse
zu Königsberg. Um 9 Uhr trat Friedrich aus seinem Zimmer. Um seine
Schultern hing der prachtvolle Krönungsmantel, der mit Hermelin gefüttert
und verbrämt war. Während ihm die vornehmsten Hofbedienten folgten,
begab er sich nach dem Hanptsaale des Schlosses, ließ sich daselbst ans
dem Throne nieder und setzte sich die Königskrone aus das Haupt, zum
Beweis, daß er sich selber zum Könige erhoben. Nachdem seine Brüder
und der Thronerbe ihm gehuldigt, begab man sich in das Zimmer der
Königin Sophie _ Charlotte. Während diese sich vor ihrem Gemahl auf
ein Knie niederließ, empfing sie aus seiner Hand die Krone.
Die Salbung. Nach der Krönung sollte eine kirchliche Feierlichkeit
stattfinden. Der Zug setzte sich nach der Schloßkirche zu in Bewegung.
Der Weg, welcher aus dem Flügel des Schlosses, worin der König sich
befand, zur Kirche führte, war mit Dielen belegt, die man mit rotem Tuch
überkleidet hatte. Als ein glückliches Zeichen wurde es betrachtet, daß
das ungestüme Winterwetter, welches in der Nacht vorher und den Morgen
über getobt hatte, zur Stunde des feierlichen Znges nach der Kirche plötz¬
lich vorüber ging und sich ein klarer Winterhimmel zeigte. Sobald der
König und die Königin in der Kirche angelangt waren, ließen sie sich aus
ihren Prachtsitzen nieder. Nach dem Gesang und der Predigt trat der
König _ vor den Altar, wo ihn zwei Geistliche, ein lutherischer und ein
reformierter, die den Bischofstitel erhalten hatten, erwarteten. Alsdann
kniete Friedrich an den Stufen des Altars nieder und legte die Krone ab,
worauf der reformierte Bischof ihn an der Stirn und den Pulsen beider
Hände salbte. Nach dem Gebet rief die Menge: „Amen! Amen! Glück
zu dem Könige, Gott verleihe ihm langes Leben!" Als hierauf auch die
Königin die Salbung empfangen hatte, begab man sich aus der Kirche
nach dem Schlosse zum Festmahl.
Sorge für das Volk. Das rote Tuch, womit der Gang bis zur
Kirche überzogen war, überließ nian dem Volke. Die jubelnde Menge
wurde mit Braten und Wein bewirtet. Ein großes gebratenes Rind, mit
Wildpret und Federvieh aller Art ausgefüllt, wurde dem Volke preis¬
gegeben. Aus einem künstlichen Springbrunnen, der die Gestalt eines
Doppeladlers hatte, sprudelte während des ganzen KWNungstages roter