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Preußens Könige und ihre Zeit.
Brot mehr hatte, mußte er sich ergeben, wurde aber später gegen einen
gefangenen französischen General ausgewechselt. Sowie 1813 der Krieg
erklärt war, atmete unser Held wieder auf. Bei Groß-Görscheu zeichnete
er sich so aus, daß Kaiser Alexander von Rußland ibm bei Übersendung
des St. Georgsordens schrieb: „Tie Tapferkeit und Ihr ganzes Benehmen
hat mich mit Bewunderung und Dank^ erfüllt." Auch bei Bautzen focht
er mit Heldenmut, und nach dem Waffenstillstands stieg sein Ruhmesstern
immer höher.
Schlacht an der Kasbach. (26. August.) Napoleon war gegen
Blücher vorgerückt. Als er aber die Kunde erhielt, die böhmische Armee
gehe auf Dresden los, kehrte er um und ließ seinen Marschall Macdo¬
nald gegen Blücher vorgehen. Letzterer nahm seine Stelle auf der Hoch¬
ebene an der Katzbach und der wütenden Neiße. Diese Flüsse aber waren
vom Regen stark angeschwollen. Als der Feind
(am 26. August) die steilen Thalränderhinaufstieg,
und Blücher dessen Stellung übersah, sprach
er: ,,Nun habe ich genug Franzosen
herüber, jetzt, Kinder, vorwärts!"
„Mit Hurra" ging's im strömenden Regen auf
den Feind, Blücher aus dem einen, Jork auf
dem andern Flügel. Ein ganzes französisches
Viereck wurde mit den Kolben zu einem Lei¬
chenhaufen aufgetürmt. Den letzten Stoß
.Q führte Blücher mit der Reiterei und Jork an
"1 der Spitze des Fußvolks aus. Nach kurzem,
erbittertem Kampfe stürzten die Franzosen die
Hohlwege hinab. Viele ertranken in der wild¬
tosenden Neiße; andere kamen auf der Flucht
um. Mit Stolz und Vertrauen sahen die
Krieger auf Gnciseuau und ihren Vater
Blücher, den der König zum Fürsten von
Wählstadt ernannte; aber die Soldaten
hießen ihn „Marschall Vorwärts".
„Am Wasser der Katzbach er's auch hat bewährt;
Da hat er den Franzosen das Schwimmen gelehrt.
Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab.
Und nehmt, Ohnehosen, den Walfisch zum Grab."
71. Die Schlachten bei Dresden, Kulm, Dennewitz und
Wartenburg. 1813.
Dresden, 26. und 27. August. Kulm, 29. und 30. August.
An demselben Tage als Blücher an der Katzbach kämpfte, begann auch die
Schlacht bei Dresden. Schwarzenberg, bei dessen Heer sich auch die drei
verbündeten Herrscher befanden, war ans Böhmen nach Dresden vorge¬
rückt, erlitt hier aber von Napoleon in einer zweitägigen Schlacht eine
schwere Niederlage und mußte den Rückzug ins Erzgebirge antreten. Der
französische General Van dämme verfolgte ihn, wurde aber bei Kulm
(unweit Teplitz in Böhmen) in einer hartnäckigen Schlacht aufgehalten. Als
der Kampf sich am folgenden Tage erneuerte, stieg General Kleist mit
einem preußischen Heerhaufen die Höhen von Nollendorf am Erzgebirge
herab und griff den Feind int Rücken an, worauf man die Franzosen um-