Full text: Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege

Die Königin Luise. 
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Kinder, und das Wort Landeskind hat für mich einen süßen 
Klang, der Gedanke, neben meinem besten Freunde, dem Landes¬ 
vater, die Landesmutter zu sein, entzückt mich. Ich muß überall 
helfen, wo es not thut." „Nun gut," sagte Wolter, „dann 
will ich es dem Könige sagen." „Aber doch so, daß er nicht 
böse wird," bat Luise. 
7. 
Der Schuhmacher der Königin und ein Graf ließen sich 
eines Tages gleichzeitig bei ihr anmelden. „Dem Meister", 
sagte sie, „ist seine Zeit gewiß kostbarer, und wenn der Mann 
stundenlang auf meine Bestellung warten sollte, was hätte er 
dann von der Ehre, Hofschuhmacher zu sein? Der Meister soll 
kommen und der Graf soll warten." 
* 
Einmal trat Luise mit ihrem Gemahl vor eine Bude auf 
dem Weihnachtsmarkt, und eine Bürgersfrau, die auch davor 
stand, wollte ehrfurchtsvoll Platz machen vor dem Königspaar. 
„Bleiben Sie nur stehen, liebe Frau, sagte Luise, was würden 
die Verkäufer sagen, wollten wir ihnen die Käufer verscheuchen!" 
Dann befragte sie die Frau über ihre Kinder, und als dieselbe 
viel erzählte von ihrem Sohne, der gerade so alt sei als der 
älteste Sohn Luisens, der Kronprinz, schenkte ihr Luise einige 
Spielsachen und sagte: „Nehmen Sie, liebe Frau, und Bescheren 
Sie diese Kleinigkeit Ihrem Kronprinzen im Namen des meinigen." 
* * 
* 
Einst stand Luise vor der Kirchenthür und unterhielt sich 
noch mit jemanden. Ein Mädchen aus der Stadt wollte neben 
der Königin her in die Kirche eintreten. Schnell versperrte ihr 
ein Diener den Weg und sagte, sie solle warten bis die Königin 
eingetreten sei. Luise hatte dies bemerkt. „Warum soll das 
Mädchen nicht zuerst eingehen dürfen?" fragte sie den Diener, 
dann faßte sie das Kind bei der Hand und sagte: „Komm, liebes 
Kind, gehe zuerst hinein, ich folge dir nach."
	        
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