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zu fallen oder von ihnen grausam getötet zu werden, und stürzten
sich deshalb in ihre eignen Schwerter. Nun dachte niemand mehr
an Verteidigung. Die einen folgten dem Beispiel des Führers,
die andern warfen die Waffen fort uud ließen sich niedermachen.
Nur wenige entkamen durch die Flucht.
Von den gefangenen Römern wurden die Anführer nnd
Hauptleute den Göttern geopfert, von den andern erlitten viele
einen schimpflichen Tod am Galgen. Besonders hatten es die Ger¬
manen aus die Sachwalter abgesehen. Einigen stachen sie die
Augen aus, andern schnitten sie die Hände ab; einem nähten sie
den Mund zu, nachdem sie ihm die Zunge ausgerissen hatten.
Diese nahm einer in die Hand und sprach: „Endlich, Natter, hast
du aufgehört zu zischen!"
Als Augustus von der großen Niederlage Kunde erhielt, war
er so niedergeschlagen, daß er mehrere Monate hindurch Haar und
Bart wachsen ließ. Bisweilen stieß er den Kopf gegen die Thüre
und rief aus: „Varus, Varus, gieb mir die Legionen wieder!"
2. Thusnelda. Armins Ende.
Segestes aber, ein vornehmer Cherusker, war ein Freund der
Römer und ein Feind Armins. Noch bei dem legten Gastmahl,
nach welchem man zum Kampf auszog, hatte er dem Varus hinter-
bracht, daß man sich zu einer Erhebung rüste. Aber Varus hatte
ihm nicht geglaubt. Sein Groll gegen Armin steigerte sich zu
bitterem Haß, als dieser ihm seine Tochter Thusnelda entführte.
Es gelang ihm zwar, sich seiner Tochter wieder zu bemächtigen,
aber nun wurde er von Armin belagert. In seiner Not schickte
Segest seinen Sohn zu den Römern, die wieder nach Germanien
vorgedrungen waren, uud ließ um Hilfe bitten. Die Römer zogen
heran, und Segest wurde gerettet. Er überlieferte ihnen seine