164 VI. Deutschland als Kolonialmacht.
Lebensmittel für nahe 100 000 M,, Eisenwaren, Gewebe, Spirituosen,
Baustoffe, Tabak und Zigarren, Boote und Schiffsmaterial, Holz,
Galanterie- und Luxuswaren.
Die Marianen führen außer Kopra (173000 M.) uoch Tabak aus.
Die Gesamtausfuhr betrug 1902 nur 176 000 M., die Einfuhr 58 000 M.
Diese enthält die ähnlichen Waren wie die Einfuhr nach den Karolinen,
nur vermehrt um Kohlen. In der Hauptsache spielt sich der Handels-
Verkehr der Marianen zwischen ihnen und Japan ab.
2. Die Marshall-Jnselu (fo genannt nach dem Entdecker Marshall)
umfassen 33 Eilaude, sämtlich Atolle, die sich in zwei Reihen lagern, der
östlichen Ratak- und der westlichen Rälikkette. Der Korallenfels ist nur
mit einer dünnen Erdschicht bedeckt, weshalb die Inseln trotz reichlicher
Niederschläge wenig fruchtbar sind und eine ärmliche Pflanzenwelt auf-
weisen. Doch gedeiht die Kokospalme auf dem Sandboden am Meere
vortrefflich. Sie liefert den Eingebornen alles, was sie zum Leben
gebrauchen: Nahrung, eiuen frischen Truuk, Material zum Hausbau und
zu Geräten und im Koprastoff einen wertvollen Handelsartikel. An Kultur-
gewächseu findet man außerdem uoch deu Brotfruchtbaum, feruer Paudauus,
Melonen uud Arrowroot. — Die Tierwelt ist ebenfalls sehr armselig;
Schweine, Huude, Katzen und Enten sind Haustiere; Tauben und Hühner
kommen wild vor. Die eingeschleppten Ratten sind eine lästige Zugabe.
Das Meer ist reich an Fischen und Krabben. — Das Klima ist ein rein
tropisch ozeanisches, im allgemeinen auch für den Europäer gut, da hier
der poröse Koralleukalk keine Brutherde für die Krankheitserreger der
Malaria aufkommen läßt
Die Bewohner sind Polynesien hellfarbig, friedlich und harmlos.
Sie leben größenteils von Pflanzenkost und verkaufen wohl manch Stück
ihrer Haustiere, um dafür Reis, Brot und Zucker von den Europäern
einzuhandeln. Die Frauen werden gut behandelt. Hawaische Missionare
breiten mit Erfolg das Christentum unter diesem Naturvölkchen aus.
Leider hat die Berührung mit den Europäern bei ihnen manche schöne
Sitte verdrängt uud manches Laster großgezogen, wie denn das Völkchen
— wie auch andere Naturvölker — überhaupt mehr die Laster als die
Tugenden der Weißen sich aneignet.
Der Handel ruht vorzugsweise in deutschen Händen. Der Haupt-
Hafen ist bei der Insel Jaluit am Südeude der Ratakkette. Auf dieser
Insel liegen anch die größten Faktoreien, die Wohnuug des kaiserlichen
Landeshauptmannes und die Hauptgebäude der „Jalui tg esellsch aft."
Diese betreibt mit gutem Erfolge die Anpflanzung von Kokospalmen und
anderen Kulturgewächsen.
Im Jahre 1901/02 kamen von den Inseln 33 780 dz Kopra in
den Handel im Werte von 676 000 M., daran war der deutsche Handel
mit 632 000 M. beteiligt, der englische mit 44000 M. Die Einfuhr
betrug in demselben Jahre 634000 Mark, woran Deutschland mit
584 Ö00 M. und England mit 50 000 M. beteiligt war. Der Schiffs-
verkehr geschieht zumeist durch Segelschiffe. Seit 1901 hat die Jaluit-
gesellschaft außerdem eine Dampferfahrt von Sydney über Jalnit, Kusaie,
Ponape, Ruck, Saipau, Jap nach Hongkong eingerichtet.