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auf den Hof liefen, da trugen zwei Mönche einen blaffen Mann, dem
das Blut aus Mund und Nase floß, auf einer Bahre über den Hof.
Der Abt kam herbei. „Was ist geschehen?" fragte er hastig. „Wir
bringen den Klosterzimmermann!" sagten die Mönche. „Auf dem Ge¬
rüst tat er einen Fehltritt und stürzte ab." — „Tragt ihn in unser
Krankenhaus!" befahl der Abt. „Mau soll ihm gleich das Sakrament
bringen und ihm dann Arznei aus unserer Apotheke reichen."
Aber mit dem Kircheubau ging es trotzdem nun rasch vorwärts.
Eines Tages brachte ein Bote einen Brief des Bischofs: ein Band mit
dem Wachssiegel hing am Pergament. „Pater Odilo soll sich zur Reise
rüsten und dann kommen!" sagte der Abt. „Hier, Odilo, lies den
Brief des Bischofs!" sagte der Abt zu dem alten Mönch. „Du sollst
der Pfarrer sein an derjieuett jKirche. Und nun knie nieder!" Der
Abt segnete ihn mit dem Zeichen des Kreuzes. „Gehe hin, Odilo,"
sagte er „und sei ihr Pfarrer! Sei gut mit den Guten und [trenß
mit den Bösen! Und hier nimm den zweiten Brief! Der Graf schenkt
dir einen fiof. Gelder und Wiesen, einen Wald und einen leibeigenen
Knecht und eine Magd, die dir den Hof bebauen helfen!"
3.
An einem Sommermorgen sagte der neue Lehrer fröhlich zu seinen
Jungen: „Legt eure Bücher und Tafeln wieder weg! Wir gehen ins
Heu!" Das war ein Jubel! Mönche und Klosterschüler stellten sich
im Hofe paarweise auf, alle mit Rechen und Heugabeln über den
Schultern; so zogen sie hinaus auf die Klosterwiese, wo schon die Kloster-
bauern i^ der Reihe standen und das Gras mähten. Beim Wenden
und Aufladen halfen alle mit7 und gegen Abend gingen sie hinter den
hochbeladenen Wägen wieder heim. Und dann kam die Getreide¬
ernte. Nachts schliefen sie draußen in Hütten und ihr Gebet und
Gesang hallte durch die stille Nacht. Als sie wieder heimkamen, waren
ihre blassen Gesichter braun geworden. Aber das Lernen ging
schlecht und die Buchstaben tanzten ihnen vor den Augen. Giso durfte
nun singen lernen. Im Herbst ging er mit dem Klosterjäger manchmal
in den Wald und sah hinüber zur väterlichen Burg; er half auch dem
Gärtner das Obst abnehmen und sah dem Klosterfischer beim Angeln zu.
Da geschah im Kloster etwas Schlimmes. Bruder Norbert war
vom Gerüst gestiegen, um Farben zu holen. Adalwin,kletterte hinauf
und malte schnell ein amtliche! Xfi4.ds4fiicht .an die Wund. Dann strich
er Giso, der im Klostergarten unter einem Baum schlief, einen Farben^
klex an den Ärmel und mischte sich unter die andern, die in einem
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