78 Bestrafung der Raubritter; Joachim's landesväterliche Thätigkeit.
fahren. Da legten ihm die Verschworenen einst bei der Jagd auf der Köpe.
nicker Haide einen Hinterhalt; der Fürst wurde jedoch von einem Bauern ge»
warnt, ließ seine Reisigen herbeikommen, jagte die Verschworenen aus ihrem
Hinterhalt auf und uahm eine große Anzahl derselben nebst ihrem Führer
gefangen. Sie erlitten zur Warnung einen schrecklichen Tod.
Um das Uebel gründlich auszurotten, schickte der Fürst eine Anzahl be¬
waffneter Reiter mit Henkersknechten überall im Lande umher, die Landbeschä-
diger aufzugreifen und sofort zuhängen. In einem Jahre wurden auf diese Weise
über siebzig Junker und Knechte zum schimpflichsten Tode gebracht. Selbst
die Fürsprache der angesehensten Verwandten, auch fürstlicher Personen wurde
von dem strengen Joachim nicht beachtet, uud als sein Onkel, der Markgraf
Friedrich von Anspach, an ihn schrieb, er möchte nicht fürder gegen den Adel
seines Landes wüthen, antwortete er: „Adelich Blut habe ich nicht vergossen,
sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären die¬
ses redliche Edelleute gewesen, so würden sie kein Verbrechen
begangen haben." Ein ander Mal, als ein Ritter aus dem Mecklenburgi¬
schen ergriffen worden war, baten dessen zahlreiche Verwandte, nebst vielen
Fürsten und Joachim's eigene Gemahlin, sowie sein Bruder für denselben,
auch bot der Ritter sein ganzes Vermögen als Lösegeld; Joachim aber sagte:
„Es ziemt sich nicht, daß ein Fürst die Gerechtigkeit seil habe oder Straf¬
bare um Geld freilasse, und wenn dieser und jeder andere als Verbrecher Er¬
griffene hundert tausend Gnlden geben könnte, so würde doch keiner meinen
Spruch ändern."
Natürlich waren die Bauern uud die Städte sehr bereitwillig, dem Für¬
sten bei seinem Unternehmen zur Ausrottung der Räubereien allen Beistand
zu leisten, uud so gelang es seinen ernstlichen Bemühungen, denen sich auch
die benachbarten Fürsten anschlossen, die innere Sicherheit endlich wieder her¬
zustellen und durch fortgesetzte Strenge zu befestigen. Die Marken erholten
sich nun zuseheuds von den Zeiten der Noth und der Bedrängniß, und der
Kurfürst konnte nach wenigen Jahren des Friedens mit Genugthuung auf die
wieder erblühenden Länder sehen, welche seinem Scepter unterworfen waren.
Auch außerhalb Brandenburgs wurde sein Name mit Achtung nnd Ruhm ge¬
nannt, und die Stadt Hamburg begab sich während eines Streits der Hanse¬
städte mit Dänemark freiwillig uuter seinen Schutz.
Joachim's landesvaterliche Thätigkeit. In der That verdiente Joa¬
chim solches Vertrauen, wie der ganze Verlauf seiner eben so vorsorglichen
und landesväterlichen, als strengen Regierung erwies. Wir sehen ihn später
durch das ganze Land reisen, um sich eine genaue Kenntniß von allen 93er*
hältuissen zu verschaffen. Ueberall wird er mit Jubel empfangen: denn man
weiß von ihm, wie ein alter Schriftsteller sagt, daß er „aus gnädiger Zunei¬
gung und Wohlmeinung kommt, um sich überall nach dem Regiments und
Wesen der Städte zu erkundigen und ferner gnädiglich zu helfen und zu ra¬
then, damit Städte und Einwohner an ihrer Nahrung zunehmen, sich bessern,
Friede, Gericht und Recht bei ihnen erhalten werden." Nach dieser Reise
erließ Joachim eine allgemeine Städteordnnng, worin unter Anderem
auch die Einführung gleicher Maaße und Gewichte in allen märkischen Landen