Die Kurfürstin Katharina; Johann Sigismund. 115
waren die Meinungen getheilt, so entschied er selbstständig. Die Räthe er¬
hielten theils baare Besoldung, theils Kost, Kleidung, Wohnung, Natural-
Lieferungen und Entschädigungen für Reisekosten*).
Die Einrichtung Joachim Friedrich's ist die Grundlage der später un¬
ablässig verbesserten preußischen Verwaltung gewesen, welche dadurch mehr
Einheit und Planmäßigkeit erhielt. Preußens Ruhm beruht außer der Kriegs-
tüchtiakeit des Volkes und der allgemeinen Bildung vorzüglich auf der treff¬
lichen Einrichtung der öffentlichen Verwaltung: das Verdienst der ersten Be¬
gründung derselben ist dem Kurfürsten Joachim Friedrich hoch anzurechnen.
Auch in jeder anderen Beziehung war derselbe auf das Wohl seiues Lan¬
des ernstlich bedacht, und es herrschte unter ihm der tiefste Friede uud großer
Wohlstand in den Marken. Ein bleibendes Denkmal seiner Fürsorge für gei¬
stige Bildung ist das Joachims thalsche Gymnasium. In dem Jagdschloß
Joachimsthal gründete er nämlich eine sogenannte Fürstenschule, welche mit
Ländereien und anderen Einnahmequellen reich ausgestattet wurde, und in
welcher 120 theils adelige, theils bürgerliche Schüler frei erzogen werden
sollten. In späteren Zeiten wurde die Anstalt nach Berlin verlegt, wo sie
sich in blühendem Zustande noch jetzt befindet.
Die Kurfürstin Katharina stand als treulich sorgende Landesmutter
ihrem Gemahl thätig zur Seite. Wie sehr sie alle seine Regierungssorgen
theilte, geht aus mehreren ihrer noch vorhandenen Schreiben hervor. Vor¬
züglich aber war Katharina ein Muster ächt weiblicher Tugenden aus dem
Throne; sie förderte ächte Frömmigkeit und leuchtete in edler Mildthätigkeit
den Frauen des Landes voran. Sie ließ Erbauungsbücher drucken und ver¬
theilte dieselben unter die Armen, welche sie in ihren Hütten selbst aufsuchte,
um durch leibliche und geistliche Wohlthat das Elend derselben zu mildern.
Um für ihre Armen reichere Mittel zu gewiuuen, legte sie bei Berlin große
Kuhmelkereieu an, ließ die gewonnene Milch auf dem davon benannten „Mol¬
kenmarkt" verkaufen und verwandte den Ertrag besonders zur Gründung
der noch heute bestehenden Schloßapotheke, wo dürftigen Kranken unent¬
geltlich Arzneimittel gereicht wurdeu. Ihr Name war unter dem Volke reich
gesegnet.
Joachim Friedrich, von Natur schwächlich, hat nur zehn Jahre in Bran¬
denburg regiert; er starb an einem Schlagflusse im Jahre 1608.
16. Der Kurfürst Johann Sigismund (1608 — 1619).
Johann Sigismund, des Vorigen Sohn, war ein Fürst voll Kraft
und festen Willens. Seine Regierung fiel in eine Zeit, wo solche Eigenschaften
in der That für das Wohl seines Volkes unentbehrlich waren; denn nach ver¬
schiedenen Seiten bedurfte es der Entschlossenheit und Umsicht eines tüchtigen
Fürsten, um Brandenburg auf der Bahn der begonnenen Entwickelung nicht
scheitern zu lassen. Die trüben Zeiten des dreißigjährigen Krieges, welcher
ganz Deutschland tief zerrüttete und an den Rand des Abgrundes führte,
brachen unter schlimmen Vorzeichen herein; die Lage der brandenburgischen
*) Stenzel, I. 358 ff.
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