Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

122 Vertrag zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg. 
Herzogs Maximilian von Baiern auch ihrerseits einen Bund, Liga 
genannt, und beide Parteien standen einander kampfgerüstet gegenüber. 
Die Häuser Brandenburg und Pfalz-Neuburg behaupteten sich in den 
bereits in Besitz genommenen Ländern, welche sie zuerst durch gemeinschaft¬ 
liche Statthalter regieren ließen. Nach einigen Jahren brachen aber zwischen 
ihnen Mißhelligkeiten aus, welche auch zu offener Feindschaft führten. Plötz¬ 
lich trat nun der Pfalzgraf zur katholischen Kirche über, wodurch er sich die 
Unterstützung des Kaisers und der Liga verschaffte, wogegen der Uebertritt 
Johann Sigismund's zum reformirten Bekenntniß die Wirkung hatte, daß 
ihm die Reformirten in den jülichfchen Ländern desto eifriger anhingen. Der 
Krieg war jetzt nicht mehr zu vermeiden, von beiden Seiten wurde stark ge¬ 
rüstet: zur Unterstützung des Pfalzgrafen rückten die Spanier unter dem be¬ 
rühmten Spinola, für Brandenburg die Holländer unter Moritz von Oranten 
in's Land. Von beiden Seiten wurde eine Anzahl Städte besetzt, ohne daß 
es zu einer Schlacht kam: die fremden Heere aber bedrückten das unglückliche 
Land sehr schwer. Da schlossen Kurbrandenburg und Psalz-Nenburg, um die 
lästige Hülfe beiderseits los zu werden, einen Vertrag zu Xanten (1614), in 
welchem sie die gesammten Länder vorläufig so unter einander theilten, daß 
Cleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg, — Jülich und 
Berg an Pfalz-Neuburg kommen sollten. Die Spanier weigerten sich 
jedoch, diesen Vertrag anzuerkennen, und da demzufolge auch die Holländer 
nicht weichen wollten, so dauerte der Kriegszustand fort. Nach einem zwölf¬ 
jährigen Waffenstillstand, während dessen die beiden Fürsten das Land wieder 
gemeinschaftlich regierten, wurde dasselbe mit in den Schauplatz des nieder¬ 
ländisch-spanischen, sowie des dreißigjährigen Krieges hineingezogen, — bis 
ein im Jahre 1647 in Düsseldorf abgeschlossener und im Jahre 1666 be¬ 
stätigter Vertrag die Theilung der jülich-cleveschen Erbschaft zwischen Bran¬ 
denburg und Psalz-Nenburg in der oben angegebenen Weise von Neuem und 
dauernd feststellte. Das Herzogthum Cleve (die jetzigen Kreise Cleve 
und Rees mit Wesel und ein Theil der Kreise Duisburg und Geldern), die 
Grafschaft Mark (die Kreise Altena, Hagen, Bochum, Hamm und Theile 
von Iserlohn, Dortmund und Soest) und die Grafschaft Ravensberg 
(die Kreise Bielefeld, Halle, Herford) blieben bei Brandenburg. 
So wurde in den Rheinlanden ein an Umfang nicht unbedeutender, be¬ 
sonders aber durch die Vorzüglichkeit des Landes und die blühende Gewerb- 
thätigfeit der Bewohner bedeutender Kern- und Mittelpunkt für weitere Er¬ 
werbungen Preußens gewonnen, und wir werden im Verlaus unserer Ge¬ 
schichte sehen, wie das hohenzollernsche Haus die Erweiterung und Abrundung 
des Landesgebietes nach jener Seite hin nie mehr aus den Augen verlor. 
18. Kurfürst Georg Wilhelm (1619—1640). 
Georg Wilhelm und seine Zeit. Es war ein Unglück nicht blos für 
Brandenburg, sondern für das ganze protestantische Deutschland, daß gerade 
in der großen Zeit, an deren Schwelle wir jetzt stehen, beim Ausbruch des 
gewaltigen Religionskrieges, welcher über Deutschlands Geschicke auf lange 
Zeit hinaus entscheiden sollte in den brandenburgischen Landen ein Fürst re-
	        
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