126 Ursachen des dreißigjährigen Krieges.
formirten Söldnern den Durchzug zur Hülfe des reformirten Böhmen«
königs gestattete, unb hätten sie am liebsten von der Grenze abgehalten. An¬
fangs ging alles ziemlich ruhig, bis bie Sölbner, mit bcm ihnen vom Kurfürsten
gewährten Unterhalt nicht zufrieben, sich auf Raub unb Gewaltthat legten,
so baß bie Banern vor ihnen in bie Stabte flüchteten, unb bie kurfürstliche
Regierung selbst bie Ritter unb Stäbte zum Schutz gegen sie aufbieten mußte.
2lls nun bie Söldner sich der Hauptstadt näherten, entstaub ba eine gewaltige
(Währung. Vergeblich war es, baß dem Volk die Versicherung gegeben würbe,
bie Fremben sollten gar nicht in bie Stabt eingelassen werben, — bie Lärm¬
trommeln würben geschlagen, bie Bürger griffen zu ihren Waffen unb eilten
auf bie Sammelplätze. Balb staub bie ganze Bürgerschaft unter Waffen;
ber Kanzler, welcher in Abwesenheit bes Fürsten die Leitung ber Geschäfte
hatte, sah ein, baß er mit Vorstellungen unb mit Gewalt nichts ausrichten
könnte unb ließ bie Sache gehen, wie sie gehen wollte. Die Englänber zogen
inbeß an ber Hauptstabt vorüber, welche nach zwei Tagen wieder zur Ruhe
kam. Der Kurfürst, ber damals in Preußen war, äußerte sich sehr ungehalten
über solche Auftritte, ließ sie aber ungestraft hingehen. „Es werbe schon eine
gelegenere Zeit kommen, solche muthwillige Buben zur Strafe zu ziehen."
So staub es in ben Marken, als ber dreißigjährige Krieg sich ben Grenzen
derselben immer mehr näherte, und es unvermeidlich wurde, daß auch
Brandenburg sich an demselben betheiligte.
19. Der dreißigjährige Krieg (1618 — 1648).
Ursachen des Krieges. Der Religionskrieg, welcher Deutschland
dreißig Jahre hindurch erschütterte, mußte früher ober später nothwenbig zum
Ausbruch kommen, weil ber sogenannte Religionssriebe, welchen Katholiken
unb Protestanten (1555) zu Augsburg geschlossen hatten, keine von beiben
Parteien wirklich fcesriebigt, babei aber ben Katholiken zu viel Macht ein¬
geräumt hatte, als baß sie sich nicht hätten versucht fühlen sollen, alles Ver¬
lorene wieber zu erringen unb ben Protestantismus ganz zu unterbrücken.
Rur btejenigen Protestanten waren in ben Rcligionsfrieben eingeschlossen,
welche schon bamals dem augsburgischeu Bekenntniß zugethan waren; hier¬
durch war der weiteren Verbreitung ber Reformation ein bebentenbes Hin¬
derniß entgegengestellt, noch viel mehr aber burch ben sogenannten „geistlichen
Vorbehalt," nach welchem alle Geistlichen, welche später noch zur evangelischen
Kirche übertreten wollten, ihre Pfrünben verlieren mußten. Die Protestanten
konnten mit bcr ihnen hierdurch bereiteten Lage keineswegs zufrieben fein,
bie eifrigen Katholiken aber meinten, baß benselben schon viel zu viel ein¬
geräumt sei; besonders seitdem der neu gestiftete Jesuitenorden sich die Be¬
kämpfung bes Protestantismus zur Hauptaufgabe gemacht hatte, richtete sich
das Bestreben der eifrigen Katholiken überall auf bie Beschränkung ber von
ben Protestanten bereits erworbenen Rechte. Den Gegnern berselben kam
babei die Spaltung unb Feindschaft im protestantischen Lager selbst zu Statten:
ba sich nicht nur bie Anhänger Luther's einerseits unb Calvin's andrerseits,
sonbern auch wieber bie einzelnen Meinungen ber lutherischen Kirche selbst
unaufhörlich anfeindeten und verfolgten, heftiger fast, als es selbst zwischen