Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

des dreißigjährigen Krieges. 129 
weil der Kaiser, durch den ersten Sieg ermuthigt, um so rücksichtsloser gegen 
die Protestanten auftrat. In seinen Erbländern wurden sie aus die schwerste 
Weise verfolgt unb unterdrückt, und zugleich that der Kaiser einen Schritt, 
welcher bas Uebergewicht ber Katholiken im beutscheu Reiche sichern sollte: 
er übertrug bie Kurwürbe, welche bis bohrn bie protestantischen Fürsten ber 
Pfalz gehabt, ans ben katholischen Herzog von Baiern, Maximilian, so baß 
jetzt unter ben sieben Kurfürsten bes Reiches nur noch zwei protestantische, 
Branbenburg unb Sachsen, übrig blieben. Ueberhaupt trat nun das Bestreben 
bes Kaisers unb ber Katholiken, bie katholische Kirche unb bie alten Reichs¬ 
verhältnisse wieber in volle Geltung einzusetzen, zu beutlich hervor, als baß 
sich nicht bie Protestanten in Dentschlanb Mb kräftiger als vorher hätten 
erheben sollen. 
Zunächst freilich würbe bie protestantische Sache nur noch von einzelnen 
kühnen Heerführern, besonbers vom ritterlichen Grafen Mansfelb unb von 
bem jungen, kühnen Herzog Christian von Braunschweig geführt, wel¬ 
cher begeistert von ben Reizen ber unglücklichen Königin Elisabeth von Böh¬ 
men ihren Haubschuh auf seinen Hut heftete unb gelobte, bas Schwert nicht 
eher in bie Scheibe zu stecken, bis er bie flüchtige Fürstin wieber aus ben böh¬ 
mischen Thron zurückgeführt hätte. Aber er, wie Mansfelb vermochten ben 
Waffen Tilly's unb ber mit dem Kaiser verbündeten Spanier nicht zu wider¬ 
stehen, und Ferdinand hätte bald ganz Deutschland zu seinen Füßen gesehen, 
wenn nicht jetzt fremde Fürsten der Sache des Protestantismus zu Hülse ge¬ 
kommen wären. In England, Dänemark unb Schweben trieb bas Interesse 
bes Protestantismus bazu, bie Reformation in Dentschlanb nicht unterdrücken 
zu lassen. Gleichzeitig waren auch die französischen Staatsmänner, beson¬ 
ders der Cardinal Richelieu, obwohl er in Frankreich selbst die Protestanten 
zu vernichten strebte, boch bereit, bieselben in Dentschlanb zu unterstützen, 
um bas österreichische Haus nicht zu einer brohenben Uebermacht gelangen 
zu lassen. 
Zuerst trat ber König Christian IV. von Dänemark thätig auf ben 
beutscheu Kriegsschauplatz; auch Gustav Abolph von Schweben hatte ben Pro¬ 
testanten bereits seinen Beistand angetragen, unb schlug ein Bünbniß aller 
evangelischen Staaten vor, aber Christian war sein persönlicher Feinb unb 
wollte nicht mit ihm gemeinschaftlich handeln. So wurde denn ber Dänen¬ 
könig allein von Englanb mit Gelb unterstützt unb von beutscheu Staaten, 
welche noch für bie evangelische Sache im Felbe stauben, zum Kreisobersten 
unb Befehlshaber ernannt. Dem Kaiser bagegen, welcher sich in seinen wei¬ 
teren Schritten von ber katholischen Liga unb beten Feldherrn unabhängig 
machen wollte, erbot sich gerabe bamals ber reiche, ehrgeizige unb hochstre- 
benbe Albrecht von Wallenstein, ein eigenes Heer für ihn anzuwerben. 
In ber hiermit beginnenben dänischen Periode des dreißigjäh¬ 
rigen Krieges wurde es für Georg Wilhelm von Brandenburg immer 
bringender, auch seinerseits zu einem Entschlüsse zu kommen, welcher Seite er 
sich in bem großen Kampfe anschließen wollte: schon lagen die Heere bes Kai¬ 
sers unb ber Liga an ben Grenzen feiner Länber, schon waren Kosakenbanden, 
welche der König von Polen dem Tillh zu Hülfe schickte, zum Schrecken der 
Märker wild hausend durch das Land gezogen, nun wurde auch von Norden 
Hahn, preuh. Gesch. 20- Nufl. 9
	        
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