Friedrich m. Kurfürst von Brandenburg, später
Friedrich I. König in Preußen.
(1688—1713.)
26. Friedrich'« Regierung big zur Ännahmc der Löniaskrone.
(1688-1701.)
Friedrich's Erziehung, Eigenschaften und Regierungsantritt.
Friedrich, des großen Kurfürsten zweiter Sohn, welcher demselben zunächst
als Kurfürst Friedrich III. folgte, war nicht einer der hervorragenden Für¬
sten, welche durch großartige Handlungen oder weise Einrichtungen dem Auf¬
blühen ihrer Staaten neue Bahnen bereiten, aber er war dennoch bestimmt,
eine wichtige Stelle in der Reibe der bobemollernschen Fürsten auszufüllen
und durch einen bedeutsamen Schritt das gemeinsame Werk derselben weiter
zu fördern. Die Macht, welche durch seine Vorfahren, besonders durch seinen
ruhmreichen Vater begründet war, sollte durch ihn auch den ihr gebührenden
Namen erhalten: an Einfluß und Ansehen standen die brandenburgischeu Re¬
genten bereits weit über den übrigen Kurfürsten des Reiches, vielen selbst¬
ständigen Königen gleich, Friedrich war es vorbehalten, nun auch den könig¬
lichen Titel zu erwerben.
Friedrich war am 11. Juni 1657 geboren, nicht als Kurprinz, denn es
lebte damals noch ein älterer Sohn des großen Kurfürsten, der Kurprinz
Karl Emil (geboren 1655). Beide Knaben waren dem trefflichen Geheimen
Rathe Otto von Schwerin, einem wissenschaftlich gebildeten und praktisch be¬
währten Manne, übergeben, Friedrich aber erhielt in seinem sechsten Jahre
den durch Studien und Reisen vielfach gebildeten Eberhard von Dankel-
mann zum besonderen Lehrer und Erzieher. Der Prinz war mit einem
schwächlichen und etwas verwachsenen Körper geboren und seine körperliche, wie
geistige Entwickelung ging etwas langsam vor sich. Die zärtliche Mutter, Kur¬
fürstin Luise Henriette, hörte zuerst mit Besorguiß, daß Daukelmann den
zarten Prinzen bei den Lectionen öfters etwas anfahre, doch überzeugte sie
sich, daß der Erzieher es gut meinte und nur darnach trachtete, den Knaben
an eine ernstere Thätigkeit zu gewöhnen. Auch Kurfürst Friedrich Wilhelm
erkannte Dankelmann's Verdienste um des Prinzen Erziehung gern an und
gab ihm zum Lohne eine Stelle als Kammerrath. Friedrich erwarb in den
Wissenschaften und in Sprachen gute Kenntnisse; sein Charakter nahm im
Wesentlichen gleichfalls eine glückliche Richtung, nur entwickelte sich in ihm
neben großer Gutmüthigkeit und Weichheit des Gemüthes frühzeitig ein