Die Krönung. 203
und den Kaiser gebeten, ihm dazu behülflich zu fein, indem er wohl er*
kenne, daß er sich, nach dem Beispiele anderer souveräner Könige, die in
vorigen Zeiten diese Würde erlangt, deshalb vornehmlich an den Kaiser als
höchstes Hanpt der Christenheit zu wenden habe, auch nicht gemeint sei, ohne
dessen Approbation zur Krönung zu schreiten, so habe der Kaiser in Betracht
des uralten Glanzes, Macht und Ansehen des Kurhauses Brandenburg, uub
wegen der von dem jetzt regierenden Kurfürsten dem gemeinen Wesen bis¬
her geleisteten großen Dienste resolviret, eine solche wohlverdiente Dignität
dem Kurfürsten beizulegen, erkläre auch aus kaiserlicher Macht uud Voll¬
kommenheit, wenn der Kurfürst dieser erlangten Approbation zufolge sich
wegen seines Herzogthums Preußen zum König ausrufen uub krönen lassen
wolle, baß er, ber Kaiser, unb sein Sohn, ber römische König, ans erhaltene
Anzeige ihn unverzögert in unb außerhalb bes Reiches für einen König in
Preußen ehren, würdigen nnb erkennen und ihm diejenigen Prärogativen,
Titel und Ehren erweisen wollen, welche andere europäische Könige vom Kai¬
ser und kaiserlichen Hofe erhielten, auch zu befördern, daß dasselbe von an¬
deren Mächten geschehe. Alles jedoch ohne Präjudiz für bas Reich."
Es ist hierbei wohl zu bemerken, baß nichtetwa ber Kaiser bett Kur¬
fürsten zum Könige erhebt; bas hatte Friebrich ausdrücklich abgewiesen: er
wollte sich selbst zum Könige machen und krönen, nur der kaiser¬
lichen Zustimmung wollte er zur Vermeidung großer Schwierigkeiten im
Voraus gewiß sein.
Daß der Kurfürst sich zum König in Preußen, nicht zum König von
Brandenburg machte, obwohl bies sein altes Erb - unb Stammlanb unb ber
Sitz seiner Herrschaft war, beruhete barauf, baß bie Erhebung, wie es auch
im Vertrage ausbrücklich heißt, unbeschabet bem bentschen Reich geschehen
sollte. Als branbenburgischer Fürst war Friebrich bem Reich angehörig unb
Unterthan, unb es wäre ber ganzen bentschen Reichsverfassuug, wie sie burch
die golbene Bulle georbuet war, zuwiber gewesen, wenn ein einzelner Reichs¬
fürst als solcher sich hätte zum König machen wollen. König von Bran-
denbnrg konnte baher ber Kurfürst nicht werben, wohl aber König in Preu¬
ßen, weil bas Herzogthum Preußen sein völlig unabhängiger Besitz nnb burch
kein Lehensverhältniß mehr an ein anderes Reich gebunden war: indem er
Kurfürst von Brandenburg und als solcher ein deutscher Reichsfürst blieb,
konnte er boch zugleich ein unabhängiges Königthum in Preußen errichten.
Daß er sich aber nicht König von Preußen, sonbern in Preußen nannte,
geschah beshalb, weil ihn noch nicht ganz Preußen, sonbern nur Ostpreußen
gehörte.
Die Krönung. Sobalb ber Kronvertrag abgeschlossen war, wurden
alle Anstalten schleunigst getroffen, um die Feierlichkeit der Annahme der
Königswürde und bie Krönung in der Hauptstadt Preußens, Königsberg, mit
aller Pracht zu begehen. Aut 16. Deeetnber erließ Friedrich an die Kur¬
fürsten , Fürsten uud Stände des deutschen Reichs ein öffentliches Manifest,
in welchem er denselben seinen Entschluß bekannt machte, und schon am fol¬
genbett Tage brach er mit seiner Gemahlin, zweien seiner Brüber, bem Kron¬
prinzen Friedrich Wilhelm, brci Compagnien Garde du covps, 100 Mann
Schweizer - Garbe unb so zahlreichem Gefolge von Berlin ans, baß basselbe